Spielt es eine Rolle?

image »Was meinen Sie damit, ich spiele unterschiedliche Rollen? Ich bin doch schließlich ich!«

Das stimmt. Aber unser Leben besteht aus so vielen verschiedenen Aufgaben und Anforderungen, dass wir oftmals den Überblick verlieren.

Eine Rolle ist also ein relativ willkürlich gewählter Oberbegriff, mit dem wir Klarheit und Ordnung in unser Leben bringen können.

Rolle

Typische Rollen sind zum Beispiel Ehemann/-frau, Unternehmer, Sohn/­Tochter und andere. Solange wir unsere Rollen allerdings so harmlos benennen, erfahren wir erst einmal nicht viel über uns selbst.

Charakter

Daher gibt es eine zweite Runde, in der wir charakterisieren, wie wir unsere Rollen ausfüllen. Nicht selten sehen wir uns dabei eher nega­tiv. So wird die Tochter zur »Dienstmagd« und der Unternehmer zum »Hampelmann«, der Einkäufer zum »Superman auf Kryptonit« und die »Führungskraft« zum »Papi«. 😮

Den anderen Fall gibt es allerdings auch. Ein mittelständischer Unter­nehmer sieht sich als »General«, ein anderer als »Erstligatrainer«, ein Sohn als »bester Freund« und ein Ehemann als »Lernender auf dem Weg zur idealen Partnerschaft«. 🙂

Rollenzwang und Erfolgsrollen

Wir mögen also manche Rollen und andere gefallen uns nicht so gut.

»Ja und? Das Leben ist schließlich kein Ponyhof!« So könnten wir denken.

Doch wenn wir schon einmal Ordnung und Klarheit in unsere Situation gebracht haben, könnten wir damit bestimmt Besseres anfangen.

Es gibt drei verschiedene Fälle, in denen uns unsere Rollen nicht zu­sagen:

  1. Die Rolle passt nicht zur Aufgabe.
  2. Wir erfüllen die Voraussetzungen für unsere Rolle nicht.
  3. Wir wollen die Aufgabe nicht, erledigen sie aber trotzdem.

1. Die Rolle passt nicht

Führungskräfte sollten sich nicht als »Papi« wahrnehmen müssen. Den Begriff verbinden wir eher mit der Beziehung kleiner Kinder zu ihrem Vater. Hier stimmt also das Bild nicht, dass sich dieser Abteilungs­leiter von seinen Mitarbeitern und seiner Beziehung zu ihnen macht.

Er traut seinen Leuten offensichtlich nicht zu, Verantwortung zu übernehmen und wird das auch nie von ihnen verlangen.

Charakterisieren wir unsere Rolle, gibt das auch etwas preis, wie wir die Aufgabestellung begreifen. Im »Papi«-Fall passen Aufgabe und Rollenverständnis nicht zusammen.

Besser wäre hier der »Kapitän« oder »Regisseur« geeignet.

2. Die Voraussetzungen fehlen

Sehr häufig erfüllen wir auch die für unsere Rolle notwendigen Voraussetzungen nicht. So sollten Selbständige neben vielen anderen Rollen auch  »Verkäufer« sein. In der Praxis scheitern die meisten aber genau an dieser Rolle.

Ungeübte Verkäufer haben oft einen Engpass: Ihr Selbstwertgefühl. Er würde mit Verkaufs-Erfolgen schnell verschwinden, so denn das Produkt etwas taugt. Aber das Gefühl, den Erfolg nicht zu verdienen lässt den Selbständigen vor intensiveren Verkaufsaktionen zurück­schrecken.

So charakterisierte sich sich ein selbständiger Handwerker als »Ha­senfuß«. Zum Glück hat seine Frau diese Vorbehalte nicht und so funktioniert das Geschäft trotzdem. 🙂

Fehlen uns die Voraussetzungen für eine Rolle, müssen wir uns fragen, woran es liegt. Grundsätzlich können wir ja alles lernen. Manchmal ist unsere Persönlichkeit dafür aber nicht geschaffen.

Wenn wir zum Beispiel sehr introvertiert sind, dürfte es bei der Verkäuferrolle schwer werden. Dann ist es durchaus sinnvoll, den Engpass durch eine andere Person aufheben zu lassen.

Ersatzrolle

Haben wir viele Rollen/Aufgaben, die wir nicht gerne erledigen, neigen wir zu Ersatzrollen.

Eine dieser Rollen ist zum Beispiel der »Informationsjunky«. Er grast das Internet ständig nach neuen Nachrichten ab und entwickelt förmlich eine Sucht auf neue Informationen. So vergehen jeden Tag viele Stunden, die nicht für die eigentlichen Rollen genutzt werden.

Eine andere solcher Rollen ist der »Überallnetzwerker«. Jeden Tag findet man ihn auf einer anderen Netzwerkveranstaltung. Aber so richtig Verwertbares kommt dabei nicht heraus, außer dass die Kontaktliste auf XING mehrere Tausend Menschen umfasst. »… Es könnte ja sein, dass der mal nützlich ist …«

Solche Rollen brauchen wir nicht.

Sie sind Ersatz für Wichtigeres, was wir eigentlich tun sollten. Daher können wir nicht einfach entscheiden, diese Rollen nicht wahrzu­nehmen. Das geht nur für begrenzte Zeit gut. Früher oder später wird der Drang etwas pseudosinnvolles zu tun unbeherrschbar.

Gelingt es uns aber, unsere tatsächlich wichtigen Rollen auszufüllen, fallen die Ersatzrollen ganz von selbst weg: »Ich finde gar keine Zeit mehr für die Nachrichten und das Netzwerken« 😮

Die Zukunft ist vielversprechend

Spannend wird es, wenn wir uns hinsetzen und unsere Rollen für die Zukunft planen.

Welche Rollen wollen wir dann wahrnehmen? Wie charakterisieren wir sie? Warum wollen wir diese Rollen so und nicht anders wahr­nehmen?

Wir schaffen damit teilweise eine Vision unserer Persönlichkeit, wie wir uns gerne sehen würden.

Probiere es aus:

  1. Welche Rollen möchtest Du in der Zukunft wahrnehmen? Denke dabei über den Augenblick hinaus. Was hast Du an ande­ren Menschen immer bewundert? Könntest Du etwas dazu ler­nen?
  2. Wie benennst Du Deine Zukunftsrollen? Wie würdest Du diese Rollen am liebsten charakterisiert sehen? Passen sie zu ihren Aufgaben?
  3. Auf welche Rollen kannst Du in der Zukunft gut verzichten, weil sie Dich nur Zeit kosten und Dich nicht voran bringen?

Das geht schon jetzt

Warum auf die Zukunft warten? Warum sollten wir nicht bereits hier und heute diese Rollen zu leben beginnen?

Vielleicht müssen wir noch die eine oder andere Voraussetzung erfül­len, aber wir tun es dann für Rollen, die wir uns selbst gewählt haben.

Anders als vieles andere liegt es allein in unserer Hand, was wir lernen und schließlich meisterhaft beherrschen. Damit kann uns von unseren Zukunftsrollen nichts und niemand abhalten.

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