»Alles« will niemand kaufen

image »Herr Lietz, ich habe 30 Jahre Erfahrung! Die werde ich nicht verleugnen, indem ich mich auf nur ein Thema spezialisiere!«

Ein ehemaliger Manager will noch einmal durchstarten. Das ist nicht ungewöhnlich. Ein Kollege hat ihn an mich weiter empfohlen, damit er sich um Gottes willen entscheiden möge, was er denn genau machen möchte.

Angst vor Fehlern

Doch diese Entscheidung wird von Angst überschattet. Denn der Fast-Rentner hat eine Heidenangst vor Fehlern. Diese könne er sich nicht mehr leisten.

Wer sich keine Fehler erlauben möchte, ist zur Untätigkeit verdammt. So sitzt unser angehender Berater schon gut ein Jahr herum, bevor wir miteinander sprechen.

Denn auch wenn er »alles« kann, kommt seltsamerweise keiner auf die Idee, ihm einen Auftrag für »alles« zu geben.

»Alles« ist nichts

Vor einigen Jahren las ich einmal einen Artikel über einen Lottogewin­ner. Natürlich war er überglücklich, denn jetzt könne er sich »alles« kaufen.

Gekauft hat er sich aber ein Haus in einer netten Gegend, einen schwarzen Porsche und eine russische Frau aus dem Katalog, die bei der folgenden Scheidung die Hälfte seines Gewinns mitgenommen hat. 😯

Konkret wird gekauft

»Alles« ist im Einzelfall sehr konkret und wir kaufen es selten bei einem Hans Dampf in allen Gassen, sondern bei jemandem, der sich dafür einen Namen gemacht hat. Oder würden Sie einen Porsche-Nachbau (Fernost) von der REWE kaufen?

Zurück zu unserem Manager. Es blieb bei dem Vorgespräch. Am Ende meinte er: »Gut, dass ich sie getroffen habe. Ich glaube “Entschei­dungscoaching” sollte ich auch noch anbieten.« 🙄

Alles aufgeben

Mein neuer Kollege bietet immer noch  »alles und Entscheidungscoa­ching« an. Allerdings hat er nach nun inzwischen drei Jahren ohne nennenswerten Auftrag endgültig die Nase voll. 😮

Es liege an der Altersdiskriminierung. Mit seinen inzwischen 68 Jahren wolle ihn keiner mehr engagieren. Es sei doch klar, dass ich mit meinen 41 Jahren gefragter bin als er.

Glaubwürdige Positionierung

Vielleicht liegt es aber auch an meinen drei Büchern, Fachartikeln und die über 750 Beiträge in diesem Blog über die ich mich seit Jahren als Experte positioniere?

Aufgrund des Vertrauens, das mir meine Kunden entgegen bringen, werde ich oft gefragt, auch noch andere Dinge für sie zu tun.

Auch wenn ich es aufgrund meiner Erfahrung hin und wieder tun könnte, nehme ich solche Aufträge aber nicht an. Stattdessen er­mu­tige ich meine Kunden, einen ausgewiesenen Spezialisten dafür zu engagieren.

Denn ein Spezialist kommt viel schneller zum Ziel. Er geht weniger Irr­wege und findet meistens nicht irgendeine Lösung, sondern eine, die Bestand hat. Er bietet damit aller Wahrscheinlichkeit mehr fürs Geld.

Aber vielleicht sehen Sie (der Markt) das anders?

3 Kommentare
  1. Thomas H. Lemke
    Thomas H. Lemke sagte:

    Danke für den Artikel! Schön, dass Sie nicht nur das zu wenig konkrete Angebot thematisieren, sondern auch die dahinterliegende Angst, etwas falsch zu machen. Denn, „es einfach richtig machen“ funktioniert manchmal nicht, wenn eine starke Bremse (wie diese Angst) im Spiel ist.

    Antworten

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