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Rezension: Denken ist dumm

Herrmann Scherers neues Buch heißt “Denken ist dumm. Wie Sie trotzdem klug handeln”.

Denkfallen, wie sie die Verhaltenswissenschaft und die Gehirnforschung in den letzten Jahren aufgedeckt haben sind »in«.

Im Buchmarkt gibt es inzwischen eine große Anzahl lesenswerter Bücher zum Thema. Viele haben sich letztes Jahr auch den Bestseller von Rolf Dobelli “Die Kunst des klaren Denkens” gekauft.

Als das neue Buch angekündigt wurde, fragte denn auch gleich ein Scherer-Fan auf Facebook, inwiefern sich »Denken ist dumm« vom Dobelli-Buch unterscheide.

Konkurrenzlos

Die Frage ist müßig. Schließlich hatten unsere Lehrer in der Schule alle einen Standard-Lehrplan. Aber es gab einige, bei denen wir besser und mehr lernten als bei anderen.

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Intuition und bewußte Entscheidung – Ein Gegensatz?

© Stephen Coburn - FOTOLIAUnser Urteilsvermögen ist getrübt. Das sagen zumindest viele Psychologen und wir erleben es täglich, wenn wir uns von Menschen getäuscht sehen oder sich herausstellt, dass der Champagner in der schönsten Flasche am schlechtesten schmeckt. 😯

Daher erlebt der Begriff Intuition heute geradezu einen Hype. Unser Unterbewußstein hat über unser ganzes Leben hinweg unbewußt Erfahrungen gespeichert und hilft uns, so die Forscher, bessere Entscheidungen zu treffen, als wir das bewußt tun könnten.

Einige Berater scheuen sich daher nicht, uns zu empfehlen, alle unsere Entscheidungen inituitiv zu treffen. Was ist davon zu halten?

Versuch und Irrtum

In seinem Buch „Bauchentscheidungen“ beschreibt Gerd Gigerenzer über zahlreiche Beispiele, in denen sich die Menschen durch einfache Daumenregeln (Heuristiken) die komplexe Umwelt vereinfachen können, ohne dabei einen Verlust in den erzielten Ergebnissen hinnehmen zu müssen. So hat er herausgefunden, dass ein Baseballspieler, wenn er einen hohen Ball fangen will keineswegs in seinem Gehirn eine komplexe physikalische Berechnung mit dreidimensionalen Vektoren anstellt. Er folgt einfach der Regel: „Kommt der Ball hoch, schaue auf den Ball und laufe genau so schnell, dass der Blickwinkel immer konstant bleibt.“ Im Ergebniss ist der Spieler dann genau zum richtigen Zeitpunkt an der richtigen Stelle, um den Ball zu fangen.

Ein überzeugendes Beispiel dafür, dass Faustregeln gute Dienste leisten können. Aber nehmen wir einmal an, wir hätten noch nie in unserem Leben mit einem Ball gespielt. Glauben Sie dann ernsthaft, dass wir dann aus dem Nichts heraus, nach dieser Faustregel den Ball fangen werden? Ich zumindest wage das zu bezweifeln. Unser Unterbewußtsein entwickelt die Faustregel also auf der Grundlage von vielen Erfahrungen nach Versuch und Irrtum.

Unwissenheit macht stark?

Aber auch wenn Sie in einem Bereich keine Ahnung haben, sind Sie dazu prädestiniert, sogar bessere Entscheidungen zu treffen als die sog. Experten. Bei einem Experiment mit Finanzanlagen sollten beliebige Passanten auf der Strasse ihre Empfehlungen abgeben, in welche Aktien zu investieren sei. Da keine Profis darunter waren, entschieden sie sich für Unternehmen, deren Produkte sie kannten und die positiv in den Nachrichten vertreten waren. Daraus wurd dann ein Portfolio zusammengesetzt. Dessen Performance übertraf die Portfolios von Anlageprofis in einer Baisszeit um Längen! Was natürlich nicht verwunderlich ist, da in einer Baisse die spekulativen und kleinen Werte am meisten leiden. Was wäre wohl während einer Nebenwerte-Rally passiert?

Es gibt also Ansatzpunkte, wo wir auf Intuition vertrauen können und wo wir vorsichtig sein müssen.

Mir persönlich greift die Sichtweise der Intuitions-Wissenschaftler zu kurz.

Entscheidungen sind richtungsgetriebenes Handeln. Ich muss daher vorher wissen, wo ich ankommen möchte. Wenn ich das auch meiner Intuition überlasse, könnte es sein, dass ich der Anziehungskraft des Mittelmaßes erliege. Denn wieviele Eigenschaften und Ansichten wurden uns während unserer Kindheit implantiert? Kennen Sie keine unbewußten Ängste (Vorurteile), die Sie sich nicht erklären können? Dann wagen Sie einen Blick in Ihr Elternhaus oder Ihre Schulzeit und Sie werden oft die Erklärung in einer sinnfreien Prägung finden.

Ein zweiter wichtiger Punkt ist für mich die Schöpfung neuer Alternativen. Wenn wir ein klares Bild von unserer Zukunft (eine Vision) haben, dann müssen wir selber zu Gestaltern unserer Gegenwart werden. Einfach mal schnell die üblichen ad hoc Alternativen nutzen, die jeder kennt, bringt uns nicht weiter. Wir müssen zu einem gewissen Grad innovativ sein. Wer sich darauf verläßt, dass er intuitiv die richtige von mehreren verfügbaren Alternativen zu wählt, tritt seine Gestaltungsspielräume mit Füßen. 😮

Auf den Kontext kommt es an

Intuition kann uns im richtigen Kontext sehr wertvolle Dienste leisten. Daran habe ich keinen Zweifel. Aber wir sollten diese Fähigkeit intelligent einsetzen. Zum Beispiel, um neue kreative Lösungen zu schaffen oder um unsere getroffenen Entscheidungen abzusichern.

Eigendynamik schaffen

© Harald Bauer - FOTOLIA

„Unternehmer sind Gestalter.“

Das ist einer meiner am häufigsten durch die Praxis bestätigten Glaubenssätze. Mit dem Gestalten geht aus meiner Sicht auch immer das Thema Eigendynamik einher. Wer immer im Strom mit schwimmt, wird selten mehr erreichen als der Durchschnitt. Das gilt besonders für Unternehmer.

Ich sehe immer wieder den Fall, dass eine wichtige Veränderung ansteht, aber aus Angst, die Sache könnte schief gehen, schiebt der Unternehmer die Entscheidung auf.

Mit anderen Worten, er fürchtet Probleme bei der Umsetzung. Das ist hochspannend. Denn die eigentliche Entscheidung eröffnet die Chance zur Eigendynamik des Unternehmens, in der Umsetzung wird sie gewonnen.

Jede Umsetzung hat zwei Aspekte:

  1. Persönliche Eigendynamik
  2. Technische Eigendynamik

Klar ist, dass diese beiden Aspekte nicht immer eine gleichgewichtige Rolle spielen.

Die persönliche Eigendynamik können wir uns dadurch sichern, dass wir uns einen größtmöglichen Kreis von Unterstützern schaffen. Je weniger Gegner wir bei der Umsetzung haben, desto größer die Geschwindigkeit.

Die technische Eigendynamik scheitert immer dann, wenn wir keine genaue Vorstellung haben, was passieren wird. Daher geht es hier nicht allein um Technologie. Stellen Sie sich vor, Sie sind Friseur, aber bieten Menschen die Heilung von Krebs an und setzen dazu ganz nebenbei Chemotherapie ein. In dem Fall verstoßen Sie in Deutschland gegen eine stattliche Anzahl von Gesetzen und man wird Ihnen ganz schnell das Handwerk legen.
Wie kriegen Sie die technische Eigendynamik vorab in den Griff? Der beste Weg ist eine klare Vorstellung des Ablaufs. Zu jedem Schritt fragen wir uns: „Geht das oder geht das nicht?“

Immer dann, wenn wir es nicht genau wissen, macht es Sinn, entweder ein Experiment zu machen oder jemanden zu fragen, der sich damit auskennt. 🙂

Im Kleinen hatte ich heute ein ähnliches Problem. Schon seit einiger Zeit stand für mich das Update auf eine aktuelle Version dieser Blog-Software an, zudem musste die Link-Struktur geändert werden, damit Google auch mein Artikel-Archiv indexieren kann. Und last but not least wollte ich einen technischen Ratschlag von Marcel Widmer endlich in die Tat umsetzen.
Im Vorfeld hatte ich einige unschöne Geschichten gelesen, wo einige dieser Maßnahmen einen Blog lahmgelegt hatten. Nachdem ich in den letzten Monaten viele neue Leser dazugewinnen konnte, wollte ich keinen Ausfall riskieren. Ein alter Grundsatz heißt „never touch a running system!“ Aber als gestaltender Unternehmer wollte ich mich nicht von meinen Befürchtungen lähmen lassen. Daher habe ich auf demselben Server eine Testumgebung eingerichtet, die genauso aufgebaut ist, wie mein „Produktivsystem“. Jetzt kann ich alles vorher ausprobieren 🙂

Ich denke, Sie haben die Veränderung unter der Haube meines Boliden nicht gemerkt und das ist gut so! 🙂