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Urteilsvermögen – Der Umschlagtest

image Gute Entscheider wissen, was sie wollen. Klar! Da nicken wir alle gerne mit dem Kopf und schauen mitleidig auf den Rest der Welt, dem das nicht so geht.

Dabei ist das gar nicht so leicht. Ich stelle immer wieder fest, dass wir uns dabei gerne etwas vormachen. Selbst wenn wir schon eine Vision entwickelt haben. Selbst wenn wir glau­ben, die Situation richtig ein­zu­schät­zen, könnten wir uns etwas vor­ma­chen.

Warum?

Unser Urteilsvermögen löst oft nicht so fein auf, wie wir es in unse­rer Entscheidung von uns erwarten.

Als Strukturierter Entscheider entwickeln wir Kriterien, auf deren Grundlage wir unsere Handlungs-Alternativen einschätzen. Genau die­ser Vorgang ist bei vielen allerdings ein reines Ratespiel.

Denn an dieser Stelle treffen wir eine persönliche Einschätzung. Hier wirkt der menschliche Faktor in jeder Entscheidung. Ob wir nun Josef Ackermann heißen oder Hans Müller.

»Ich würde jedes mal wieder so entscheiden!« Was hier wie Kampf­spruch klingt, ist selbstverständlich und meistens falsch. Denn re­pro­du­zier­ba­re Entscheidungen sind der heilige Gral von uns Ent­schei­dungs­spe­zi­a­lis­ten.

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Beliebige Wahrheit

image “Mensch Maier, wie konnten sie so einen Bockmist bauen? Sie können dem Kunden doch nicht erzählen, dass wir nicht wissen, warum unsere Software bei ihm nicht läuft!”

Der Kunde schätzt aber unsere Offenheit. Das war auch ein Grund für die Auf­trags­ver­ga­be.”

“Klar! Aber wir müssen hier auf unseren Ruf achten. Den Auf­trag haben wir ja schon. Also halten Sie gefälligst die Klappe, sonst sind Sie die längste Zeit Projektleiter gewesen.”

Es ist kein Geheimnis, dass jeder seine eigene Realität hat. Unser Gehirn interpretiert unsere Wahrnehmung auf der Grundlage unserer Erfahrungen, Werte, Glaubenssätze und unseres situativen Zu­stan­des.

Fans haben ihre eigene Wahrheit

Sehr schön beobachten können wir das gerade im Sport. Fiebern wir mit einer Mannschaft mit, z.B. mit Jogis Jungs, dann ist das etwas anderes, als wenn eine Mannschaft wie Italien oder Spanien spielt.

Wenn “unsere” Mannschaft siegt, hat das eine andere Bedeutung für uns als wenn die Spanier im 1/8-Finale Portugal aus dem WM-Turnier werfen. Vielleicht hatte der eine oder andere Cristiano Ronaldo und seinen Mannen die Daumen gedrückt, weil sie im Halbfinale ein einfacher Gegner wären als der Europameister.

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Verrat am Selbstwert

image “Niemand wird es jemals erfahren!” Denkt sich die Unternehmerin Karin Frühling*. Als sie die Chance bekommt, den Einkäufer eines potentiel­len Kunden zu bestechen. “Aber ich würde es immer wissen, da­her mache ich es nicht.”

Sie entscheidet sich für die Ehrlichkeit und informiert den Geschäftsführer des Unternehmens über den untreuen Mitarbeiter.

Den Auftrag bekommt sie trotzdem nicht, denn ein Wettbewerber hat das bessere Angebot.

Integrität

Integere Menschen sagen was sie tun und tun was sie sagen. Jeder versucht, auf seine Weise diesem Standard gerecht zu werden.

Spannend wird es allerdings, wenn wir wissen, dass niemand jemals erfahren würde, dass wir unsere Maßstäbe verletzen. Dann brechen manche von uns aus und verstoßen dagegen, wahrend andere trotzdem dabei bleiben, auch wenn sie dadurch Nachteile erleiden.

Was er nicht weiß, macht ihn nicht heiß – weiß der Volksmund. Wenn also die Steuererklärung ansteht oder Zeugen in eigener Sache vor Gericht aussagen, wird fleißig geflunkert, weil ja nur wir die Wahrheit kennen.

Wenn alles gut läuft, kommt es auch niemals heraus. Ist der freie Umgang mit unseren Werten dann ein Erfolgsmodell?

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