Verlockung der schnellen Entscheidung

image“Ich würde mich jederzeit wieder so entscheiden.” Vermutlich haben wir diesen Satz schon oft gehört. Doch lei­der ist er blanker Unsinn. Denn das liegt tatsächlich außerhalb unse­rer Kontrolle.

Jeder von uns bewertet ständig seine Umgebung. Ist es hell ge­nug? Ist es vielleicht zu hell? Ist der Sessel, in dem ich sitze be­quem? Passt mir die Raumtem­pe­ra­tur? Das Meiste davon ge­schieht un­be­wusst. Erst wenn wir bewusst eingreifen sol­len, merken wir, dass z.B. die Raumluft stickig ist und wir das Fenster öffnen soll­ten.

Allerdings bewerten wir nicht alle gleich. Was für den einen die ide­ale Temperatur ist, versetzt den anderen schon in die Kältestarre. 😯

Unsere internen Maßstäbe unterscheiden sich. Genauso ist es auch mit unseren Entscheidungen. Auch da bewerten wir jeweils, welche Alternati­ve die passende ist.

Entscheidungen sind immer emotional

Das Fundament unserer Bewertungen sind Emotionen. Schon in der Frühzeit der Gehirnforschung fand man heraus, dass Menschen ohne Emotionen keine sinnvollen Entscheidungen mehr treffen können.

Also gut, unsere Gefühle helfen uns, Entscheidungen zu treffen. Was ist das Problem?

Was passiert, wenn wir uns über jemanden so richtig ärgern? “Den Typen könnte ich ich mit einer dieser russischen Raketen auf den Mond schießen” (sehr böswillig. 😉 ) Würden wir in so einer Stimmung noch die gleichen Entscheidungen treffen, wie wenn wir gerade aufgestan­den sind und unsere erste Tasse Kaffee genießen?

Vermutlich nicht. Was heißt das für unsere Entscheidungen? Wir treffen sie in einer gewissen Spannweite. Sie können so oder so ausfallen.

Zwischen Ja und Nein

Ich erinnere mich noch gut an meine Kindheit. Wenn ich da etwas wollte, musste oft erst mein Vater zustimmen. Meine Mutter schätzte vorher immer ab, ob er “in der richtigen Stimmung” war.

Sie war sehr gut darin. Hörte ich auf sie, dann lief es meistens glatt. Tat ich es nicht, durfte ich mal wieder das abscheulichste Wort aus meinen Kindheitstagen ertragen: “Nein!”

Selbstbeobachtung

Vielleicht ist es eine gute Idee, wenn wir die Rolle meiner Mutter selbst übernehmen und uns häufiger fragen, in welcher Stimmung wir gerade sind. Wollen wir in dieser Stimmung tatsächlich weitreichende Entscheidungen treffen oder warten wir  lieber damit?

Allerdings ist das natürlich leichter gesagt als getan. Denn unsere Gefühle schützen sich selbst. Wenn wir beispielsweise wütend auf jemanden sind, fühlen wir uns im Recht. Warum sollten wir da nicht auch gleich die passende Entscheidung treffen?

Verstockt und blockiert

In dieser sogenannten Refraktärphase verarbeiten wir aus­schließ­lich Informationen, die unser Gefühl bestätigen. Andere Informa­ti­o­nen nehmen wir nicht wahr.

Hat uns jemand wütend gemacht, dann ist natürlich einzig und allein diese Nulpe daran schuld. Auf keinen Fall haben wir daran irgendeinen Anteil, oder?

Entscheidungen fallen dann besonders leicht, weil uns keinerlei Selbstzweifel in die Quere kommen.

Selbst die Frage: “Will ich das wirklich?” Wird uns dann nicht aufhalten.

Eine Gewohnheit

Stattdessen brauchen wir eine klare Lebensmaxime. Eine Konditionie­rung, die uns vom Ärgsten abhält.

“Immer erst eine Nacht darüber schlafen!” Dieser Grundsatz hat schon vielen Entscheidern den Kopf gerettet. Denn im Nachhinein be­wer­ten die meisten ihren ersten Impuls als “unglaubliche Dumm­heit”.

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