Die Entscheidung des Bundestrainers
Joachim Löw hat mit der Deutschen Nationalmannschaft den dritten Platz belegt. Angesichts des begeisternden Fußballs, den wir über weite Teile der WM sehen konnten ist das wenig. Angesichts der Erwartungen, die wir vor der WM hatten ist es viel.
Gretchenfrage für Löw
Wie bei der letzten WM auch, steht unser jetziger Bundestrainer vor der Frage, ob er weiter machen soll oder nicht. Nach den emotionalen Strapazen der letzten Wochen, nimmt er sich dafür erst einmal ein paar Tage Ruhe, um wieder zu sich selbst zu finden.
Anders als viele andere Entscheider, weiß Löw ganz offensichtlich, was er will. Er hat eine Vision. Doch der DFB ist ein politisch geprägter Verband und bei der Nationalmannschaft wollen viele Köche den Brei verderben.
Der Anti-Löw
Laut Frankfurter Allgemeine Zeitung gibt es in DFB-Sportdirektor Mathias Sammer den personifizierten Anti-Löw. Angeblich hat sich Sammer zu keinem einzigen Spiel der National-Elf sehen lassen. Meinungsverschiedenheiten sind zwischen den beiden wohl die Regel.
Löw wollte Sammer nie auf diesem Posten, konnte es letztlich aber nie verhindern.
Tolles Potential
Eine Entscheidung setzt voraus, dass wir Alternativen haben. Potentiell hat Löw sie. Viele der in diesem Turnier früh gescheiterten Nationen würden ihm wohl gerne eine Angebot machen.
Bestimmt gibt es auch den einen oder anderen Spitzenverein, der Löws Trainingsphilosophie gerne umsetzen würde.
Doch gibt es konkrete Angebote? Ich halte das für unwahrscheinlich. Denn Löw hat sich in den letzten Wochen auf seine Aufgabe konzentriert, auf nichts sonst.
Entscheidungsfalle
Was bleibt also? Löw steckt in der Wahllosfalle. Bleibt er Bundestrainer oder nicht? Doch halt! Alternativen entstehen auch durch Verhandlungen. Der DFB kann es sich im Grunde nicht leisten, auf Löw zu verzichten. Daher kann er nach dem sensationellen Fußball, den seine Mannschaft in Südafrika gezeigt hat Forderungen stellen.
Doch wie weit können diese gehen? Um Geld allein kann es nicht gehen. Sammers Entlassung zu fordern, entspräche vermutlich nicht Jogis Stil.
Der Erfolgstrainer muss sich am Ende vermutlich eine Frage beantworten: Kann er seine Vision an anderer Stelle besser umsetzen als beim DFB? Das ist die Kernfrage. Schnell merken wir, dass wir damit in der blanken Theorie angelangt sind.
Grau ist alle Theorie
Erinnern wir uns: Der FC Bayern holte sich für 2009 Jürgen Klinsmann als Trainer. Auf dem Papier erfüllte Uli Hoeneß alle Forderungen des ehemaligen Bundestrainers. Doch in der täglichen Arbeit konnte sich Klinsi nie durchsetzen.
Den DFB und seine Bedingungen kennt Löw zur Genüge. Los wird er Sammer nicht. Aber vielleicht kann er einige Kernaspekte wie die Zuständigkeiten für die U21 neu aushandeln.
Die Verschiebung der Macht
Die letzten Monate haben Löw sehr geschlaucht. Aber diese Energie ist nicht verloren gegangen. Sie steckt zum großen Teil in der Mannschaft.
Der andere Teil ist die Enttäuschung über die im Winter geplatzten Vertragsverhandlungen. Der DFB wollte nicht Oliver Bierhoffs Forderungen erfüllen und hatte stattdessen einen Gegenvorschlag gemacht und diesen gleichzeitig noch mit einem Ultimatum versehen.
Ersteres kann man verstehen, Letzteres zeugt von schlechtem Stil. Aber es hat auch etwas Gutes. Denn sollte Jogi tatsächlich überrascht gewesen sein, ist er jetzt schlauer.
Der DFB wird nach dieser furiosen Weltmeisterschaft sehr entgegenkommend sein. Denn keiner der Verantwortlichen will riskieren, dass die Verhandlungen wegen Kleinigkeiten platzen. Es ist eine “Jetzt oder nie”- Situation.
Die Gemütsfrage
Allerdings ist die wichtigste Person beim Entscheiden der Entscheider selbst. Vielleicht hat er genug von all den politischen Spielchen im DFB und will einfach eine Zeit lang seine Ruhe haben. Dann würde er vermutlich diese eine Gelegenheit in den Wind schlagen.
Das wäre schade für ihn, aber für uns Zuschauer wäre es eine Katastrophe.
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