Die harten Zeiten sind vorbei
Gestern früh um ca. 2:00 Uhr habe ich die Dateien meines neuen Buches an den Carl Hanser Verlag geschickt. Bevor ich damit eine anstrengende, aber erfüllende Zeit abschließen konnte, wurde es noch einmal dramatisch. Denn ich feierte nach über einem Jahr mein erstes ernstes Problem mit Windows Vista.
Neuer Drucker – neues Spiel
Ich hatte mir einen neuen Drucker gekauft, der die 345 Manuskriptseiten in Windeseile drucken sollte. Zuvor hatte ich meinen langjährigen Farblaser mit den Korrekturausdrucken buchstäblich leer gedruckt. Nachdem ich den Ersatz ja schon im Hause hatte, war ich neugierig, was eher schlapp macht, der schwarze Toner oder der Resttonerbehälter. Es war Letzterer, der irgendwann meinte: „Jetzt bin ich voll!“. Also flugs den niegel nagel neuen Samsung Drucker aus dem Karton genommen, die Treiber-CD dem Rechner in die Lade geschoben und … – BLUESCREEN! So wie ich das hier schreibe, hört es sich an, als hätte ich irgendeinen Preis gewonnen. Aber weit gefehlt, denn es war ja Murphys Law, was zugeschlagen hatte. Ich musste dieses Manuskript ausdrucken und ich brauchte es heute noch. Also erst einmal vom tief einatmen, während der Rechner wieder hoch läuft. Das tut gut. Fast hätte ich das Ausatmen vergessen: BLUESCREEN!
Blaues Spiel
Wie gut, dass es System-Wiederherstellungspunkte gibt. Beim nächsten Hochfahren war der Desktop wieder da. Während ich mich schon freue, dass es weitergehen kann, poppen auch schon die ersten Warnmeldungen auf: „Windows wurde beendet wegen eines schwerwiegenden Problems. Nach einer Lösung wird gesucht. Windows funktioniert nicht mehr richtig.“ Na gut, wenn der Rechner trotzdem läuft, juckt mich das wenig“, dachte ich mir noch. Dann mein Freund, der Virenscanner: „Sie haben den Virenscanner abgeschaltet! Der Rechner ist gefährdet!“ – „Sie haben die Firewall abgeschaltet. Ihr Rechner ist jetzt für jeden Hacker ein offenes Scheunentor!“
Der Betriebsausflug
Gut, dann schalte ich meine beiden Rechnerwächter eben wieder ein. Aber beide befanden sich offensichtlich auf Betriebsausflug, jedenfalls ließen sich sich nicht überreden, ihren Job zu tun.
Oh, Oh, das war wirklich nicht gut. Es war zwar nicht wahrscheinlich, aber vielleicht hatte ein Schlechtmensch bei der Produktion der Treiber-CD einen Trojaner versteckt, der sich nun gegen die RESI (Rechner-Sicherheits-Dienst) zur Wehr setzte.
Gib Trojanern keine Chance! Solange der Rechner nicht geschützt war, konnte ich daran mein Buch nicht zuende bearbeiten. Denn ich wollte keine infizierte Dateien an den Verlag verschicken.
Selbstreparierende Systeme sind was Feines
Zum Glück war aber nur die Virenscanner-Software beschädigt. Mit etwas Nachhilfe repariert sie sich selbst und lädt sich die nötigen 50 MB Installationsprogramme aus dem Internet. Wenn es denn verfügbar ist. Denn ich hatte gerade meinen DSL-Anschluss umstellen lassen und die neue Hardware noch nicht installiert. Ich wollte mich durch Technikprobleme nicht davon abhalten lassen, mein Manuskript fertigzustellen.
So stand also nur ISDN zur Verfügung. Ich hatte völlig vergessen, wie LAHM diese Verbindung ist! Gefühlte Tage später, meldeten sich dann meine beiden von der RESI-Dienststelle freundlich zurück.
Die Abgabe
Damit konnte ich zwar immer noch nicht drucken, aber immerhin mein Manuskript zum Versand vorbereiten. Die Verlage haben da ihre eigenen Vorgaben, die dem Autor noch einmal einiges abverlangen, bis er endlich drei Kreuze schlagen kann. Bei mir war es dann um zwei Uhr früh soweit.
Davor hätte ich so ziemlich alles darum gegeben, endlich Schlafen gehen zu dürfen, aber das Gefühl des Bergsteigers, der nach langen Entbehrungen endlich auf dem Gipfel steht, hatte jegliche Müdigkeit vertrieben.
Gipfelbrotzeit
Also habe ich auch noch gleich meine neue DSL-Anlage installiert. Um drei Uhr früh funktionierte es dann und ich sank wie erschlagen in die Federn. Am nächsten Morgen hatte ich noch zwei Mal das vertraute Déja vu der Bluescreen, aber mit DSL war es jeweils nur eine Tasse Kaffee später, bis ich meine Arbeit fortsetzen konnte. Der Drucker funktioniert nun und hat mit atemberaubenden 28 Seiten pro Minute mein Manuskript ausgespuckt! Es lebe die Technik!
P.S.: Beim Hanser Verlag glaubte mir gestern auf der Buchmesse keiner ein Wort. Denn die Autoren, deren Drucker just zur Abgabe schlapp machen, sind Legende. 🙂