Entscheidungen lügen nicht
»Der Partner ist der richtige. Nur die Umstände sind es nicht!«
Vor zwei Jahren hatten sich Markus und sein bester Freund Hannes mit einer innovativen Geschäftsidee selbständig gemacht. Doch während Markus gleich gekündigt hatte, ging es bei Hannes nicht ganz so schnell. Erst musste ein passender Nachfolger für ihn gefunden werden. Dann wollte er noch ein wichtiges Projekt für seinen Chef zu Ende bringen und dann war da noch der Wasserschaden im Hannes Haus. Jetzt braucht er sein festes Gehalt, um die Renovierungskosten zu bezahlen.
Markus arbeitet also ganz allein an dem gemeinsamen Geschäft. Hannes gibt nur »gute Ratschläge«, das war es auch schon. Inzwischen hat das kleine Unternehmen Aufträge und die Mitarbeit des Partners ist dringend erforderlich.
Ich: »Wie denken Sie über Ihren Partner?«
Markus: »Sie meinen, ob ich mir nicht den falschen Partner ausgesucht haben?«
Ich: »Das ist doch die Frage, die Sie sich selbst stellen, oder?«
Darauf antwortet Markus mit dem Zitat vom Beginn: »Der Partner ist schon der richtige. Nur die Umstände sind es nicht!«
Ich: »Wieso denken Sie das?«
Markus: »Hannes steht nach wie vor zu unserem Unternehmen. Wenn er anders könnte, würde er schon seit langem Teil davon sein«
Ich: »Hat er Ihnen das so erklärt?
Markus: »Ja! Ihn trifft keine Schuld. Er kann ja nicht anders!«
Ich: »Wenn ich Sie richtig verstehe, brennt bei Ihnen gerade die Hütte, weil sie ohne Partner arbeiten?
Markus: »Richtig!«
Ich: »Ändert die Erklärung Ihres Partners etwas an dem Ergebnis?«
Markus: »Nein, natürlich nicht. Aber wenn die Umstände sich ändern, dann steigt er voll mit ein.«
Ich: »Entscheidungen geben unserem Handeln eine Richtung. Entscheidungen lügen nicht. Wir versuchen zwar immer, sie zu erklären. Aber wenn wir konsistent einer Linie folgen, wie zum Beispiel, nicht zu kündigen und in die gemeinsame Firma einzusteigen. Dann werden wir auch weiterhin solche Entscheidungen treffen.«
Markus: »Ich glaube nicht, dass Hannes mich reinlegen möchte!«
Ich: »Hin und wieder scheinen wir uns gegen unsere Interessen zu entscheiden. Wenn wir dabei konsistent sind, führt das trotzdem immer wieder zu den gleichen Ergebnissen. In Ihrem Fall: Hannes arbeitet nicht in Ihrem gemeinsamen Unternehmen.«
Markus: »Das gilt dann doch auch für mich. Indem ich Hannes als Partner behalte, entscheide ich vermutlich auch gegen meine Interessen!«
Ich: »Was müsste Ihrer Meinung nach passieren, damit sich das Ergebnis ändert?«
»Entweder müsste Hannes seine Entscheidungen ändern oder ich.«
Markus: Ich: »Das denke ich auch.«
Oft versuchen wir unsere Entscheidungen mit Worten schön zu reden. Das gelingt uns auch. Die Wahrheit liegt dagegen in unseren Entscheidungen. Allerdings sollen wir nicht aus einer einzelnen Entscheidung auf den ganzen Menschen schließen.
Viele unserer Entscheidungen folgen nicht einer konsistenten Richtung. Unsere konsistenten Entscheidungen dagegen erteilen täglich Auskunft über uns.
Wenn beispielsweise unser Lebenspartner immer lange arbeitet, wird er das auch in Zukunft machen. Es kann sogar sein, dass er dabei unter seinen eigenen Entscheidungen leidet. Genau deshalb wird er auch immer wieder versichern, dass er in Zukunft weniger lange arbeiten möchte.
Wir ersparen uns Enttäuschungen, wenn wir keine Veränderungen erwarten. Im Gegenteil, wie sollten dem anderen auch keine Vorwürfe deshalb machen. Allerdings müssen wir für uns selbst entscheiden, ob wir damit leben können.
Entscheidungen sprechen also selbst dann die Wahrheit, wenn wir uns selbst belügen.
Eine kleine Anregung: Gibt es einen Bereich in unserem Leben, in dem wir gegen unsere Interessen entscheiden? Womit haben wir uns das bisher erklärt? Ändert unsere Erklärung etwas an dem Ergebnis?
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