Bahnhof der Alternativen

image “Was denn? Sie haben schon einen neuen Auftrag angenommen und können mich wirklich nicht mehr dazwischen schieben? Da kann man nichts machen! Ich hätte mich wohl schneller entscheiden müssen.”

Ist ihnen auch schon einmal die beste Alternativen vor der Nase davon gefahren? Das kann den Besten passieren.

Denn anders als es viele Entscheidungsmodelle gerne suggerieren, stehen nicht immer alle unsere Handlungsalternativen gleichzeitig zur Verfügung.

Wie treffen wir trotzdem gute Entscheidungen?

Zwei Beispiele

Zum Beispiel bewirbt sich ein ausgewiesener Fachmann bei uns um einen Job. Drei Monate später könnten wir genau diesen Mitarbeiter brauchen. Doch da ist er natürlich schon bei der Konkurrenz.

Oder wir suchen nach dem idealen Standort für eine neue Filiale. Natürlich nehmen wir nicht den erstbesten Standort. Denn wer weiß, was noch kommt? Am Ende stellt sich dann der erste gefundene Standort als die beste Wahl heraus. Aber leider ist er dann schon vergeben. Pech gehabt!

In beiden Fällen stehen wir am Ende mit leeren Händen da.

Zudem ist es natürlich frustrierend, wenn wir uns gerade erst zu einer Entscheidung durchgerungen haben und sie nicht umsetzen können.

Trotzdem gut entscheiden

Was können wir tun, damit es uns beim nächsten Mal besser ergeht?

Zunächst müssen wir uns darüber klar sein, dass wir dieses Problem nur erleben, weil unserer Bedarf nicht flexibel ist.

Zum Beispiel gibt der E-Myth Autor Michael Gerber für seine Kunden das Ziel aus, “to produce extraordinary results with ordinary people”.

Dem entsprechen wir gerade in Deutschland meist nicht. Denn wir haben oft genug herausragende Mitarbeiter zur Verfügung. Daher können wir mit Qualifikationslücken nur schwer umgehen.

Mangelnde Voraussicht

Das Grundproblem ist dann mangelnde Voraussicht. Der Personalbedarf eines zukünftigen Projekts wird meist lediglich in Form von Kosten, aber nicht in spezifischen Anforderungen geplant. Nicht zuletzt deshalb, weil auch die Projektleiter relativ spät bestimmt werden. Mit dem Ergebnis, dass wir oft das Nachsehen haben, wenn Angebot und Nachfrage nicht synchron zusammenfallen.

Angenommen wir haben eine sehr klare Vorstellung von unserer Zukunft – eine Vision. Dann fällt es uns leicht, den Bewerber in unseren zukünftigen Weg einzuordnen. Drei Monate stellen dann keine Herausforderung an unsere Planung dar. Wir stellen den Bewerber ein, weil wir wissen, dass wir ihn brauchen werden.

Planung ist keine lästige Pflicht, sondern eine mögliche Realität. Jeder Planer weiß natürlich, dass seine Arbeit von der Realität abweicht, je weiter wir in die Zukunft schauen.

Manche machen es sich da einfach und gehen in konkrete Planungen erst unmittelbar vor der Realisierung. Das kann man machen. Doch Qualifikation gehört in der Regel nicht zu den Variablen, die sich ändern. Sie können wir schon Monate im Voraus einplanen, ohne später Abstriche machen zu müssen.

Bedarf ist  kein Alibi

Bei unserer Standortsuche sollten wir vorab einen Prototypen erstellen.

Wie sieht der ideale Standort für uns aus? Welche Kriterien legen wir dafür an?

Wird uns die ideale Lösung dann schon gleich am Anfang angeboten, erübrigt sich sich die weitere Suche. Mir ist natürlich klar, dass wir gerade in dem Fall denken, dass noch viele bessere Alternativen möglich sind.

Zudem machen viele Entscheider es sich leicht. Sie definieren die eigenen Anforderungen bestenfalls schemenhaft und kommen durch den Vergleich der Alternativen zu ihrer Entscheidung. Das mag aus Sicht der Arbeitsökonomie sinnvoll sein. Wir könnten es aber auch als entscheiderischen Blindflug sehen.

Wir sollten daher unseren Bedarf kennen, um eine gute Lösung sofort erkennen zu können.

In jeder Entscheidungssituation gibt es unendlich viele Alternativen. Aber Märkte sind nicht perfekt. Daher entstehen uns Kosten für die Suche. Verzögerungen in der Umsetzung schlagen sich in Opportunitätskosten nieder.

Pareto wirkt dann unerbittlich. Zwanzig Prozent unsers gedeckten Bedarfs sorgen bereits für 80% der Problemlösung. Umgekehrt bedeutet das, wir müssen sehr viel aufbieten, um zum Beispiel die letzten 5 % unseres Bedarfs abzudecken.

Ich weiß: 60 Prozent aller Entscheidungen werden ohne Kenntnis der wirklich guten Lösungen getroffen. Der Grund dafür liegt aber nicht an ihrer Verfügbarkeit, sondern daran, dass wir gute Lösungen oft nicht erkennen, selbst wenn sie direkt vor unserer Nase herumspazieren.

Wer seinen Bedarf rechtzeitig kennt, hat also auch bei der zeitlich gestreckten Alternativensuche gute Karten. Wer dagegen auf Erkenntnis durch den Suchprozess hofft, geht meist mit leeren Händen vom Platz.

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