Entscheiden ohne Reue

Zwanglose Entscheidungen

image Fortsetzung zum gestrigen Bei­trag. Im zweiten und letzten Teil beschäftigen wir uns heute damit, wie wir falsche/negative Konditio­nie­rungen verändern.

Viele unserer täglichen Ent­schei­dungen stammen aus der Konserve. Wir treffen sie nicht bewusst, sondern sie sind kon­di­tioniert. Viele davon erleichtern uns das Leben ungemein.

Bedenken wir nur, wie wir uns als Autofahrer durch den morgend­lichen Berufsverkehr kämpfen. Dabei entstehen ständig unüber­sicht­li­che Situationen. Trotzdem verschwenden wir kaum einen Gedanken daran.

Allerdings gibt es auch einige Konditionierungen, die uns daran hin­dern, unsere Ziele zu erreichen. So lassen wir uns zum Beispiel stän­dig neue Ablenkungen einfallen, um keine Kaltakquise machen zu müs­sen.

Konditionierungen brechen

Jede Konditionierung folgt einem ganz einfachen Muster: WENN X passiert, dann mache Y.

Gestern haben wir gelesen, der erste Schritt zu Veränderung liegt im Bewusstsein, was eine Konditionierung jeweils auslöst. Denn oft wis­sen wir gar nicht, dass wir konditioniert sind.

Also angenommen, wir wissen, was unsere Konditionierung auslöst. Wir wollen in Zukunft nicht mehr nervös sein, bevor wir in die Kaltak­quise einsteigen. Im Gegenteil, wir wollen voller Energie und Vorfreude sein und es gar nicht abwarten können, zum Telefonhörer zu greifen.

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Gute Gründe liefern keine Resultate

image Laut Hirnforschung treffen wir pro Tag rund 20.000 Entscheidungen. Der Mensch ist also eine wahre Ent­schei­dungs­ma­schi­ne. Unser Bewusstsein wäre von so vielen Entscheidungen überfordert. Daher neh­men wir die meisten davon nicht be­wusst war.

Unbewusste Entscheidungen sind in der Re­gel konditioniert. Davon haben wir schon gehört. Meistens wenn es um ne­ga­ti­ve Verhaltensweisen geht, wie et­was nicht tun zu können oder plötzliche, un­er­klär­li­che Reizbarkeit. Sehen wir, wie ne­ga­tiv Konditionierungen wirken können, fragen wir uns vielleicht, wa­rum die Natur uns damit belastet.

Was soll der Sinn davon sein?

Gutes und schlechtes Verhalten

Konditionierungen sind nichts anderes als in der Vergangenheit von uns festgelegte Wenn-Dann-Programmierungen. Also, wenn kein Auto kommt, können wir die Straße überqueren. Wenn es uns schlecht geht, dann essen wir eine Tafel Schokolade. Dann geht es uns wieder gut.

Autofahrer danken es uns, wenn wir nicht direkt in ihren Fahrweg lau­fen. Was aber als Kind aufgrund der ganzen Bewegung kein Problem ist, führt uns als Erwachsene im Computerzeitalter zu ungeahnten Konfektionsmaßen. Die Schokokonditionierung könnte also negativ sein.

Jeder Mensch hat Tausende solcher bereits getroffener Ent­schei­dun­gen abgespeichert. Die Mehrzahl davon ist hilfreich. Manche davon lassen uns allerdings an uns selbst zweifeln.

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Entscheidungen kennen nur eine Richtung

image »Ich wünschte ich hätte das nie ge­tan!«

Überfällt uns erst einmal die Entschei­dungsreue, sehnen wir den Moment zu­rück, an dem wir noch alle Schicksals­fäden in den Händen gehalten haben.

Mehr über die Reue und ihre Ursachen lesen Sie im Beitrag »Entscheider haben nichts zu bereuen«.

Dann möchten wir das Geschehene lie­bend gerne rückgängig machen. Doch auch wenn es manchmal so aussieht als könnten wir es. Entscheidungen lassen sich nicht rückgängig machen. Oder wie es Heraklit formulierte, wir steigen niemals in den selben Fluss.

Alles ist anders

Wir haben zum Beispiel Zeit verloren. Vielleicht sind neue Alternati­ven dazu gekommen, die auch die Reue ausgelöst haben.

Zum Beispiel möchte die Oma jetzt doch das Geld für unsere Firma zur Verfügung stellen. Hätten wir das nur vorher gewusst! Jetzt haben wir einen zwar inkompetenten aber kapitalkräftigen Partner rein­ge­nom­men, um die Finanzlücke zu schließen.

Wir haben vielleicht auch neue Erfahrungen gesammelt und wissen jetzt, wie es richtig geht.

»Hey! Das klingt doch nicht alles schlecht!«

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Streit und Entscheidungen

image »Was ist Ihr Ziel. Was wollen Sie mit dem Streit erreichen?«

»Hallo! Mein Kompagnon hat damit angefangen! Er ist die un­treue Tomate. Er hat eine zweite Firma gegründet und lässt mich hier hängen.«

»Ich weiß! Zum Streiten braucht es zumindest zwei entschlos­se­ne Parteien. Stimmen Sie mir zu?«

»Ja! …?«

»Ok! Sie sind also auch entschlossen. Zu was sind Sie denn entschlossen, jenseits der Verletzung, die Ihnen Ihr Kompagnon bei­gebracht hat. Was wollen Sie erreichen?«

»Er soll sich bei mir entschuldigen, seine Fehler einsehen und wieder voll in unserer gemeinsamen Firma mitarbeiten

»Ok! Versuchen wir das einmal neutral zu sehen. Wir haben jetzt Klarheit über Ihr Ziel. Als Entscheider brauchen Sie jetzt attraktive Entscheidungsalternativen. Was könnten Sie tun, um Ihr Ziel zu er­rei­chen?«

»Dem Hundesohn kräftig in den Hintern treten?«

(Lacht) »Gut! Gehen wir es von der Seite an. In welche Zukunft führt sie der “kräftige Tritt in den Hintern”?«

(Grinst) »Ich werde mich richtig gut fühlen

»Und danach?«

(Seufzt) » … stehe ich wahrscheinlich ohne Partner da

»Kommen wir Ihrem Ziel damit näher?«

» … «

Streit ist wichtig

Jeder von uns wird hin und wieder in einen Streit hineingezogen. Das lässt sich nicht vermeiden. Zudem ist Streit auch ein effektives Instrument, um unserer Umgebung ein deutlich sichtbares Stopp­sig­nal zu setzen. Und manchmal braucht es auch ein reinigendes Ge­wit­ter, damit danach alles besser wird.

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Geduld bringt den Erfolg

image Erfolg wollen wir alle haben und wenn möglich bitte gleich. Das ist verständlich. Denn der Erfolg gibt uns Recht. Wir müs­sen uns nicht mit Selbstzweifeln oder Zukunftsängsten ausei­nander setzen. Sprich: Wir müs­sen dann nicht an uns selbst glauben, das besorgt schon der Erfolg.

Zwei Geschichten

Betrachten wir die Dinge realistisch, erkennen wir allerdings schnell, dass wir geduldiger sein sollten.

Als wir am 10 Oktober 2006 eine unserer ersten Sternstunden für Unternehmer im Opel-Forum pilotierten, hat sich die damalige Wirt­schafts­förderung Rüsselheim sehr für uns ins Zeug gelegt.

Ein Flyer wurde gedruckt und an die örtliche Unternehmerschaft ver­teilt. Der Veranstalter glaubte an unser Konzept und mietete dafür einen Raum für 180 Personen an.

Als wir dann loslegten, waren 19 Teilnehmer anwesend. In dem gro­ßen Raum wirkten sie wie ein kleines verlorenes Häuflein. Damals sagte ich zu meinen Referenten: »Diesen Raum werden wir eines Tages füllen. Wir müssen nur Geduld haben

22. September 2010: Der gleiche Ort, eine andere Zeit, mehr Erfahrung und ein Referentenprogramm, zu dem keiner nein sagen kann. Die Wirtschaftsförderung Rüsselsheim hat sich für uns ins Zeug gelegt und 3.500 Flyer gedruckt und an die örtlichen Unternehmer verschickt, die Referenten haben zusätzlich ihre Kontakte eingeladen und der Raum ist nahezu voll.

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Die Schneckenfalle

image Als 2007 ein privater Investor auf Franz Maler* zuging, um bei ihm mit stillem Kapital einzustei­gen, schob der Unternehmer die Entscheidung auf. Generell wollte er seine Abhängigkeit von den Banken reduzieren.

Aber das hatte ja Zeit.

Keine zwei Jahre später brauchte er dringend Eigenka­pital, weil seine Hausbank in der Krise die Risiken lieber ge­ring halten wollte. Doch der Investor wusste natürlich auch, dass Malers Unternehmen weidwund war.

Der Entscheider auf der anderen Seite des Tisches brauchte keine zwei Jahre für seine Entscheidung, sondern nur ein paar Sekunden: “Nein!”.

Maler ist ein Opfer der Schneckenfalle geworden.

Viele Entscheidungen müssen wir nach unserem Zeitempfinden nicht gleich treffen. Maler spürte 2007 noch keinen Handlungsdruck.

Doch der Eindruck täuscht. Die Wahl für eine Entscheidungsalternative hat vermutlich Zeit. Aber dies ist der letzte Schritt, dem drei andere vorausgegangen sein sollten.

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Die Vorteil-Nachteil-Falle

image Wir arbeiten nichts ahnend vor uns hin, da ruft ein Per­so­nal­berater an. Schon der zweite in dieser Woche! Wie auch schon beim letzten Mal ver-spricht uns der Anrufer mehr Geld und einen baldigen Kar­rie­re­sprung.

Wir müssten lügen, wären wir nicht versucht. Doch so einfach ist es nicht. Denn der Job, den wir gerade machen ist nicht schlecht und war in der vergangenen Krise niemals gefährdet. Einige Freunde wünschten sich das von ihren Jobs auch.

Also Zeit für eine Entscheidung!

In der Schule habe ich gelernt, dass wir bei einer wichtigen Ent­schei­dung die Vorteile und Nachteile der verschiedenen Alternativen ei­nan­der gegenüberstellen sollen. Diejenige Alternative mit dem besten Verhältnis an Vor- und Nachteilen würde auch am besten für uns sein.

Jeder kennt diese Vorgehensweise und ich treffe viele, die sie als die einzig Richtige verteidigen. Doch das hilft alles nichts. Gehen wir so vor, befinden wir uns mitten in einer saftigen Entscheidungsfalle.

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Die Wahllosfalle

image Vereinfache Dein Leben – das ist ein Trend, den es nicht erst seit Tiki Küstenmacher gibt. Ich finde die Idee sympathisch. Al­lerdings gibt es Momente, in denen wir uns auch ein wenig mehr Tiefe gönnen sollten.

Stellen wir uns vor, wir sitzen im Büro und machen uns gerade Ged­an­ken darüber, was wir im nächsten Meeting alles erreichen wollen.

Da klingelt das Telefon.

»Guten Tag, Herr Lietz. Mein Name ist Rosalie Pieper* (*Name frei erfunden). Ich bin so froh, Sie erreicht zu haben. Ich bin von einer namenhaften deutschen Wirtschaftszeitung und habe ein phantasti­sches Angebot für Sie!«

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Die Angebotsfalle

image Nehme ich den Lodenmantel, den Trenchcoat oder den Wollmantel? Eine einfache Ent­schei­dung. Die Antwort hängt ganz von unserem Bedarf ab. So sollte es zumindest sein.

Allerdings wissen wir Entscheidungs-Experten, dass wir nicht immer wissen, was wir wirk­lich wollen.

Edle Einfalt

So empfiehlt der Heuristik-Professor Gerd Gige­renzer, nicht länger nach Alternativen zu su­chen, wenn wir bereits eine Lösung für unser Problem gefunden haben. Denn wir werden uns ohnehin für die erste gefundene Lösung entscheiden.

Verwirrende Vielfalt

Das könnte bei dem einen oder anderen ein Stirnrunzeln auslösen. Denn denken wir an Gestaltungsspielräume, dann sind mehr Alterna­tiven besser als weniger.

Allerdings lesen wir bei Barry Schwartz,  dass eine große Auswahl den Entscheider verwirrt, so er denn nicht weiß, was er genau will.

In der Falle

Bei mir läuft das Ganze als Entscheidungsfalle. Genauer gesagt, die Angebotsfalle.

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Manche Mühlen mahlen langsam

image Zeiträume spielen bei vielen Entscheidungen eine Rolle. Autoher­steller wissen ein Lied davon zu sin­gen. Das neue Modell, das nicht gut ankommt, lässt sich nicht in ein paar Monaten verändern. Entwicklungs­zyk­len gehen dort über Jahre.

Nichts gegen die Zyklen, mit denen die Stromindustrie rechnet. Ein Kraftwerk läuft meist 40 Jahre.

Entscheidet sich ein Unternehmen für kompromisslose Qualität, dauert es einige Jahre, bis sich das dazugehörige Denken bei den Mitarbeitern durchsetzt. Bis die Kunden von der Qualität der Produkte sprechen, dauert es noch viel länger.

Entscheidungen in diesem Umfeld lassen sich daher schlecht quar­tals­mäßig ändern oder korrigieren. Denn dann beginnt der Zyklus jeweils wieder am Anfang.

Fachkräftemangel

Das müssen wir im Auge behalten, wenn wir von sich ändernden Zei­ten sprechen. Andererseits sind viele Probleme nicht ganz neu.

Seit Jahren fehlen wir in wirtschaftlich guten Zeiten Fachkräfte. Zur Zeit sind es circa eine Million.

Sinnleere und fehlende Wertschätzung

Gleichzeitig beklagen Viele Sinnleere und mangelnde Wertschätzung am Arbeitsplatz.

Sinn ist ein Angebot, das die meisten Unternehmen offensichtlich nicht machen können.

Oder haben Sie schon einmal eine Personalanzeige gelesen, die damit werben würde: Bei uns finden Sie endlich Sinn in Ihrer Arbeit und Wertschätzung?

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