Entscheidungsdilemma 1.0

Rätsel FragezeichenManchmal stehen wir vor einer Entscheidung und es ist klar, was wir tun müssen. Aber uns fehlt der Mut, das Alte aufzugeben, um das Neue anzugehen.

 Ein Traum

Franz Maler* (Name geändert) ist mit seiner Arbeit als Marketingleiter in einem mittelständischen Unternehmen nicht zufrieden. Er ist Mitte vierzig und kann seine kreativen Ideen nicht so umsetzen, wie er das möchte.

Sein Traum war es schon immer, eine eigene Agentur aufzubauen. Den „Entschluss“ dazu hat er bereits vor fünf Jahren gefasst. Aber nach wie vor geht er jeden Morgen um 9:00 Uhr zur Arbeit und geht um 17:00 Uhr (!) wieder nach Hause. Dabei fühlt er sich unbeschreiblich leer.

Was hält ihn ab?


Maler hat Angst. Angst, seine relative Sicherheit aufzugeben und eventuell zu scheitern und am Ende zu dem Heer von Arbeitslosen Hartz IV Empfängern zu gehören, über die wir in der Presse immer wieder hören.

Natürlich hat Maler keinen „Entschluss“ gefasst. Eine Entscheidung ist immer richtungsgetriebenes Handeln. Aber das Handeln fehlt hier völlig.

Fehlendes Motiv

Ist Maler deshalb ein „Loser“? Ein „Verlierer“, wie sein Chef ihn sieht (Malers Vermutung)?

Nein, natürlich nicht. Wer eine Entscheidung trifft, muss dazu ein Motiv, oder wie ich sage, einen Auslöser haben. Es gibt nur zwei Auslöser, die zu einer Entscheidung führen:

  1. Wir haben ein Problem auf den Weg zu unserem Ziel.
  2. Wir haben die Chance, unser Ziel durch eine Abkürzung schneller zu erreichen.

Maler „möchte“ zwar gerne eine eigene Werbeagentur aufbauen, aber es ist kein Ziel für ihn. Dazu ist es zu unbestimmt. Ein Ziel oder eine Vision wäre es, wenn er sich in Zukunft als der Chef der Agentur sieht, wie er interessante, kreative Projekte an Land zieht und mit seinen Mitarbeitern zum Erfolg führt. Wenn er das Glück und den Stolz, die Erfüllung spüren würde, die ihm das vermitteln wird. Das wäre ein Ziel. Und dann bräuchten wir die Frage nach dem Motiv nicht zu stellen.

Die Arbeit als Marketingleiter ist dann ein Hindernis zum Ziel bzw. liegt fernab jeden Weges zur Realisierung seiner Vision.

Aber was ist mit seiner Angst? Ist die dann einfach weg?

Die Angst wird ihn deshalb nicht verlassen. Wer die Droge der trügerischen Sicherheit eines Jobs erlebt hat, kommt davon in der Regel nicht so einfach frei. Der Schlüssel für Maler ist hier die Entwöhnung.

Bei den Anforderungen in seinem Job, dürfte es ihm nicht schwer fallen, erst einmal in der Freizeit ein gutes Agenturkonzept zu entwickeln. 🙂 Vielleicht kann er sogar mit seinem Arbeitgeber vereinbaren, drei Tage in der Woche für ihn und vier Tage (mit Wochenende) für den Aufbau seiner Agentur zu arbeiten. Vielleicht ist sein Arbeitgeber gleichzeitig auch sein erster Auftraggeber?

Das Entwöhnungsprogramm

Maler kann also seinen Weg in vielen kleinen Schritten graduell ändern und auf Zielkurs gehen. Seine Angst, die relative Sicherheit aufzugeben entspringt ja auch einer Vorsicht, die uns von der Natur mitgegeben wurde. Bevor wir uns darum kümmern können, Sinn in unser Leben zu bringen, müssen wir zunächst dafür sorgen, dass wir überleben.

Wenn Sie eine wichtige Entscheidung nicht treffen können. Dann liegt das möglicherweise am fehlenden Motiv oder daran, dass die Entscheidungsalternativen ihren persönlichen Bedürfnissen (z.B. Sicherheit) nicht ausreichend Rechnung tragen.

Für Maler war die Sache danach klar. Gestern hat er mich angerufen und mir erzählt, dass er mittlererweile 12 Mitarbeiter beschäftigt, zu viele Steuern zahlt und so glücklich ist, wie noch nie zuvor in seinem Leben. 🙂

2 Kommentare
  1. Kai-Jürgen Lietz
    Kai-Jürgen Lietz sagte:

    Ja! Nach der Planung kommt die Umsetzung. Wenn das Motiv nicht trägt, wird der Entscheider vermutlich scheitern. 🙁

    Herr Maler ist allerdings kein Einzelfall. Auch außerhalb meines Kundenkreises kenne ich viele, die einer Viertel- oder Halb-Selbständigkeit nachgehen und so sukzessive ihren Ausstieg vorbereiten.

    Dann gibt es Unternehmer, die eigentlich etwas anderes machen wollen als bisher und auch hier mit kleinen Schritten umlenken.

    Wichtig dabei ist nur, dass wir uns vorher die Unterstützung von all denjenigen sichern, auf die wir angewiesen sind. Also Familie, Arbeitgeber, Kollegen, Kunden, Mitarbeiter, Partner usw.

    Ich wollte mit diesem Beitrag im wesentlichen den Blick öffnen, dass auch ein radikaler Kurswechsel nicht von jetzt auf gleich stattfinden muss, sondern je nach den Bedürfnissen des Entscheiders moderat gesteuert werden kann. 🙂

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