Geschichten machen Entscheidungen erst richtig gut
Beim Entscheiden ist der Druck aus einer aktuellen Situation der größte Hemmschuh für gutes Entscheiden. Stellen Sie sich vor, Ihre fast perfekte Sekretärin kehrt aus ihrem Amerika-Urlaub nicht zurück, weil sie da die große Liebe gefunden hat. 😯
Die Herausforderung
Das Problem in dieser Situation: Ihre Assistentin hat Ihnen in jeder Hinsicht den Rücken frei gehalten, das fällt jetzt weg. Plötzlich finden Sie Termine in Ihrem Kalender, die so wichtig und aufregend sind, wie der Sack Reis in China, während Sie händeringend wichtige Geschäftspartner darum bitten, sich in Geduld zu üben. Ihre Freude darüber, dass Ihre Assistentin das große Glück gefunden hat, hält sich daher in Grenzen. 😮
Ein Lösungsversuch
Eine Lösung muss her! Schnell haben Sie eine Liste der Kriterien zusammen, die Sie an eine neue Assistentin anlegen wollen:
- Organisiert sollte sie sein
- belastbar
- engagiert
- bereitschaft, bis spät in die Nacht zu arbeiten
- glücklich verheiratet (Erfahrung macht klug)
- Lebenserfahrung
- moderate Gehaltsforderungen
- Erfahrung mit der Bedienung des SAP-Mittelstandspakets
- Microsoft Programme
Natürlich gibt es noch viel mehr sinnvolle Kriterien, um die zukünftige Superassistentin zu beschreiben. Wenn Sie soweit sind, dann machen Sie doch einmal den Storytelling-Test damit. Erzählen Sie sich doch selbst die Geschichte von Gloria, Ihrer neuen Assistentin.
Die Geschichte von Gloria
„Gloria Fleißig (42) sitzt morgens schon im Büro, wenn ich hereinkomme und empfängt mich mit einem freundlichen Guten Morgen. Ehe ich mich versehe, habe ich die aktuellen Tagesberichte auf dem Schreibtisch, zusammen mit einer dampfenden Tasse Kaffee. Die Berichte sind nach Ihrer Wichtigkeit geordnet und Besonderheiten hat Gloria bereits mit dem gelben Marker hervorgehoben. Die letzten beiden Wochen waren sehr hart, weil wir die Angebote für die Neukunden neu zusammen stellen mußten. Obwohl keiner von uns daher vor zehn Uhr abends aus dem Büro gekommen ist, sind wir guter Stimmung. Da wir im Verwaltungsbereich chronisch unterbesetzt sind, wird sich das mit den Überstunden bis Weihnachten wohl auch nicht mehr ändern. In solch schwierigen Zeiten erzählt mir Gloria gerne von Ihrer glücklichen Familie (Ehemann und zwei Kinder) zuhause und ich freue mich, dass diese Assistentin bestimmt aus ihrem Urlaub wieder zurück kommen wird… .“ 😐
Ein böser Bruch
An dieser Stelle fällt dem Erzähler dann auf, dass Gloria möglicherweise keinen Urlaub braucht, um das Weite zu suchen. 🙂 Dauerhaft lange Arbeitszeiten und ein glückliches Familienleben mit Kindern ist definitiv nicht ganz einfach. Warum will unser Entscheider denn eine glücklich verheiratete Assistentin?
Die aktuelle Erfahrung macht ihn vorsichtig, eine unverheiratete Mittdreißigerin anzuheuern. Daher glaubt er, der familiäre Gegenentwurf bringt ihm die notwendige Sicherheit. Nur leider macht seine Wunschvorstellung keinen Sinn. Geschichten vermitteln einen Zusammenhang zwischen den Fakten und decken die Ungereimtheiten schnell auf.
Mach’s besser!
Unsere Entscheidungskriterien sollten immer genau das abbilden, was wir auch tatsächlich haben wollen. In diesem Fall also eine/n Assistentin/en, die/der eine hohe Eigenmotivation mitbringt, im Job zu bleiben. Wenn wir es so formulieren, haben wir einen viel größeren Freiheitsgrad bei unseren Alternativen. Das könnte eine Person sein, die bereits über 50 ist und deshalb Schwierigkeiten bei einem Arbeitsplatzwechsel hätte oder jemand, der seinen ganzen Sinn aus der Arbeit bezieht oder dessen Traumjob genau diese Assistentenstelle ist… usw.
Geschichten machen Entscheidungen erfahrbar
Unserere Entscheidungskriterien sind dann stimmig, wenn wir auch eine stimmige Geschichte darüber erzählen können. Wenn es hakt, denn könnte es sein, dass entweder etwas fehlt oder ein Entscheidungskriterium neu gefasst werden muss. 🙂
Wie bei allem, was ich hier im Blog schreibe, sollten Sie kritisch sein und es für sich persönlich ausprobieren. Machen Sie den Test und nutzen Sie eine Geschichte, um Ihre Entscheidungskriterien zu überprüfen. Das Gleiche können Sie übrigens auch mit potentiellen Alternativen machen. Dabei läßt sich insbesondere sehr schön herausfinden, wer potentiell betroffen ist. 🙂
Wenn Sie mehr über Storytelling erfahren möchten, findenSie hier eine Buchempfehlung dazu. 🙂
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