»Ich habe einen Traum …«

image Entscheidungen geben unserem Handeln eine Richtung. Daher ist es sinnvoll, eine klare Vorstellung da­von zu haben, wo wir eines Tages herauskommen wollen.

Hin und wieder treffen wir Men­schen, denen das augenscheinlich gelungen ist. Zum Beispiel möchte ein junger Mann eines Tages der Oberbürgermeister seiner Stadt sein.

Politik ist sein Leben

Warum möchte er das werden? Solange er zurückdenken kann, sieht er die Dinge in einem politischen Kontext. Politik ist sein Le­ben. Gleichzeitig hat es ihm die Kommunalpolitik angetan, weil man die Ergebnisse des eigenen Handelns relativ schnell sehen kann.

Der Haken

So weit so gut. Allerdings hat seine Vision einen Haken. Was für einen Haken gibt es da? Der gleiche Haken, der ihn gerade sehr frustriert. In den Gremien seiner Partei wurden ihm gerade andere junge Kolle­gen vorgezogen.

Nicht in der eigenen Hand

Er hat es nicht selbst in der Hand, ob er jemals Oberbürgermeister wird. Denn erst muss er die aktiven Mitglieder seiner eigenen Partei von sich überzeugen und später in den Wahlen die Bürger. Solange er nicht der Spitzenkandidat seiner Partei ist, hat er auch wenig Einfluss darauf, mit welchen Themen er bei den Bürgern punkten könnte, um zum Beispiel in den Stadtrat gewählt zu werden.

Diese Vision wird ihn also eher langfristig frustrieren als ihm gute Entscheidungsgrundlagen zu liefern.

Der kleine Unterschied

Ist die Vision dann falsch? Nicht grundsätzlich. Natürlich ist es eine schöne Sache, Oberbürgermeister seiner Heimatstadt zu werden. Es liegt nur nicht in unserer Kontrolle, diese Vision umzusetzen.

Was unterscheidet denn einen Oberbürgermeister möglicherweise von anderem Kommunalpolitikern?

  • Er könnte ein hervorragender Redner sein.
  • Er könnte zuvor eine erfolgreiche Karriere in einem anderen Be­ruf gemacht haben und daher mehr Verständnis für die Probleme seiner Bürger mitbringen.
  • Er könnte ein überaus geschickter Verhandler sein.
  • Er könnte ein Vorbild sein, und jährlich an einem Marathon teil­nehmen und ein wertebasiertes Leben führen.
  • Er könnte ein Autor sein und Bücher und Artikel über seine Re­gion verfassen.
  • usw. …

Wäre der junge Mann also Oberbürgermeister, dann hätte er sich zu­vor eine Reihe wichtiger Fähigkeiten angeeignet und sich zu einer markanten Persönlichkeit weiterentwickelt.

Markante  Persönlichkeit

Genau diese Dinge sind es, die wir selbst kontrollieren können. Alles was wir uns an Erfahrungen und Fähigkeiten aneignen und die Per­son die wir in der Zukunft sein wollen.

Ob unser Jungpolitiker deshalb eines Tages Oberbürgermeister sein wird ist ungewiss. Wir können allerdings sicher sein, dass er in Um­ständen leben wird, die seinen Fähigkeiten und seiner Persönlich­keit angemessen sind.

Das Glück des Tüchtigen

In seinem Buch »Der Schwarze Schwan – die Macht höchst unwahr­scheinlicher Ereignisse« schreibt Nassim Nicholas Taleb unter ande­rem auch über Berufe, die »Glück« voraussetzen, um darin erfolgreich zu sein.

Erfolge wie der von Joanne K. Rowling mit ihrer Harry Potter Serie lassen sich nicht planen. Daher gibt es zahlreiche gute Autoren, die ihren Lebensunterhalt mit dem Schreiben nicht verdienen können.

Bei Politikern ist es ähnlich. Auch ein Politiker braucht sehr viel Glück, um seine Berufung leben zu können. Allerdings lassen sich die Fähig­keiten eines Politikers auch gut in anderen Berufen einsetzen.

Daher sollen wir bei unserer Vision nicht auf die Umstände schielen, in denen wir leben möchten, sondern unsere eigene Entwicklung im Auge haben.

Vision eines Unternehmens

»Was ist dann mit einer Unternehmens-Vision?«

Diese Frage ist mir schon oft gestellt worden. Schauen wir uns Unternehmen an, dann haben sie auch eine Art Persönlichkeit. Wir sprechen dann oft von Unternehmenskultur.

Vergleichen wir zum Beispiel Apple und Microsoft. Beide Unternehmen sind zu einer ähnlichen Zeit entstanden. Beide sind extrem erfolgreich und ihre Persönlichkeiten, wie sie von ihren Kunden, Mitarbeitern und Lieferanten wahrgenommen werden ist höchst unterschiedlich.

Daher unterscheidet sich die Unternehmensvision von den Umständen(Umsatz, Gewinn, Marktanteil), in denen es wirtschaftet. Natürlich gibt es genügend Unternehmen, die durch einen Mangel an Persönlichkeit auffallen. Denn die meisten Unternehmen bekommen ihre Vision von einem charismatischen Leader. Voraussetzung ist das allerdings nicht.

Entwicklung

Unser Jungpolitiker hat in einem ersten Schritt eine Bestandsaufnahme seiner Fähigkeiten gemacht und wird an seinen Schlüsselfähigkeiten arbeiten. Oberbürgermeister will er immer noch werden. Aber er weiß, dass nicht das Amt ihn auszeichnen wird, sondern seine Fähigkeiten und seine Persönlichkeit.

Auch wenn es ein »Schwarzer Schwan«-Ereignis ist, werde ich den Eindruck nicht los, mit dem zukünftigen Oberbürgermeister gespro­chen zu haben. 🙂

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