Jogis schwere Entscheidungen
Das erste Gruppenspiel von Jogis Jungs (JJ) liegt hinter uns. Nur wenige werden mit einer so stark aufspielenden Mannschaft gerechnet haben.
Augenbalsam
Vorbei sind die Tage als wir zu solchen Anlässen lieber weg- als hinsehen wollten und uns wunderten, wie der pure Wille uns z.B. 2002 in Finale gebracht hat.
Berg- und Talfahrt
2006 schien die Ausnahme gewesen zu sein. Ein Interim, das vermutlich mehr Jürgen Klinsmann als Jogi Löw geschuldet schien. Die EURO 2008 zeigte Rückfälle zu alten Gewohnheiten und die Qualifikation zur WM zementierte den Eindruck noch.
Viel Kritik
Unser Bundes-Jogi schien seine Entscheidungen nach Nase und gekränkten Eitelkeiten zu treffen, denn nach Leistung. Spieler wie Torsten Frings und Kevin Kuranyi blieben zurück. Begründet wurde das Ganze gerne mit seinem “System”.
Glücklos
Das schien am Ende zu sein, als in den letzten Wochen wichtige Spieler wie Michael Ballack ihre Teilnahme absagen mussten.
Genießer unter sich
Doch bei dem gestrigen Spiel blieb den Kritikern der Mund offen. Hilflos sabbernd mussten sie sich die neue Klasse eingestehen, die der deutsche Fußball da präsentierte. Jogi hatte genau die richtigen Jungs gefunden, um “sein System” zu spielen.
Selten traf Talent so auf Strategie und Taktik, wie Jogis Jungs uns das gestern zeigten.
Die kräftigen Australier, die vorher von allen Kommentatoren inklusive dem Bundes-Jogi zur Mutter aller Abwehrblöcke hochstilisiert worden waren, wirkten hilflos und bewiesen mehr Talent beim Kartenspiel. In dieser Disziplin sammelten sie beim mexikanischen Schiedsrichter die meisten Trümpfe.
Das richtige Ziel
Entscheidungen geben unserem Handeln eine Richtung. Die meisten Zuschauer werden vermutlich sagen, dass der Gewinn der Weltmeisterschaft das Ziel ist. Sie irren sich.
Der Weltmeistertitel ist ein Umstand, den wir alle gerne erreichen würden. Das Ziel ist es dagegen, einen so attraktiven, kompetenten und gefährlichen Fußball zu spielen, wie es die Deutsche Mannschaft gestern gezeigt hat.
Die Umstände folgen diesen Zielen in der Regel. Aber verlassen können wir uns darauf nicht. Allerdings werde ich mir die kommenden Spiele mit Genuss ansehen. Denn selten konnten wir auf unsere Mannschaft so stolz sein, egal was sie letztlich damit erreichen wird.
Lehrreiche WM
Vielleicht können wir im Laufe dieser WM etwas Wichtiges für uns selbst lernen. Es ist wichtiger, wer wir werden als was wir erreichen.
Überprüfen wir doch einmal, wie sehr wir uns auf Umstände konzentrieren, wie Geldziele, Autos, Häuser und anderen Luxus. Setzen wir dagegen, wie sehr wir uns darauf konzentrieren, selbst als Person besser zu werden.
Vielleicht werden wir merken, dass wir oft zu viel Gewicht auf die Umstände legen und zu wenig Wert auf uns und unsere Fähigkeiten legen.
Mich hat dieses Spiel dazu ermutigt, noch mehr auf die junge Generation zu vertrauen. Ihr Teamgefühle und ihre Bereitschaft miteinander ihr Bestes zu geben hat mich einfach nur begeistert. Ich habe die ganze Spielzeit hindurch die kollektive Intelligenz bewundert, die zwischen den Spielern spürbar war.
Hut ab vor dem Bundestrainer und seiner Entscheidung, trotz so viel Gegenwind auf dieses junge Team zu setzen.