Rückschläge tun (vielleicht) nicht weh

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Wie gehen gestaltende Entscheider mit Rückschlägen um?

Ein überaus interessanter Auftrag löst sich von einem Moment auf den anderen in Rauch auf! Wem ist das noch nicht passiert? Allerdings gehen die Menschen sehr unterschiedlich mit dem Ereignis um.

Die Zeichenseher

„Das ist ein Zeichen! Ich sollte mich auf andere Bereiche meines Geschäfts konzentrieren,“ sagen die einen. „Überhaupt die Möglichkeit gehabt zu haben, ist eine Zeichen, ich sollte damit weitermachen,“ sagen die anderen. Sie sehen an diesen unterschiedlichen Sichtweisen bereits das Grundproblem.

Ob es ein Zeichen ist und wie Sie es interpretieren, bleibt Ihnen selbst überlassen. Dabei will ich noch nicht einmal die Frage beantworten, woher dieses Zeichen stammt. Man muss dazu nicht unbedingt ins Metaphysische gehen. Wir brauchen eine Rückmeldung vom Markt, um daraus Rückschlüsse für unser Handeln zu ziehen. Wenn Sie diese Rückmeldungen „ein Zeichen“ nennen, dann muss das kein Fehler sein. Ihre Interpretation dagegen bestimmt, ob Sie langfristig erfolgreich sind oder nicht.

Denn ein Rückschlag muss nicht heißen, dass Ihren Plänen damit kein Erfolg beschieden ist. Man sollte in Einzelereignisse nicht zuviel hineininterpretieren.

Die Launischen

Die Einen empfinden es als die größte Niederlage. „Wie soll man nach so einem Niederschlag wieder aufstehen? Ich arbeite, weil ich Freude daran haben will. Aber in diesem Markt, … ist das wohl nicht möglich.“ Die anderen kriegen nicht genug und sagen sich „jetzt erst recht! Ich beweise der Welt, dass ich das ganz allein zum Erfolg führe, auch ohne diesen Auftrag!“ Diesen Typen von Entscheider treffen wir oft als extremen Pessimisten oder extremen Optimisten an. Er braucht keine Zeichen, sondern sucht seine Motivatoren, um daraus Entscheidungen heraus zu treffen. Häufen sich positive oder negative Ereignisse, kann der Launische von jetzt auf gleich seine Position um 180 Grad ändern.

Die Realisten

„Ja, der Auftrag ist verloren gegangen. Allerdings bringt der Auftrag mir ohnehin erst etwas, wenn er abgeleistet und bezahlt ist. Ich habe keine Leistung erbracht, also auch kein Geld verloren. Möglicherweise steigt damit der Vertriebsaufwand pro Auftrag“.

Der Realist zeichnet sich dadurch aus, dass er nur das betrachtet, was ist. Für ihn gibt es keine Interpretation. Diese Spezies ist allerdings so selten, wie die Sonnentage in diesem Frühling. 😉 Es gibt allerdings eine ganze Anzahl von Zeichensehern und den Launischen, die sich als Realisten bezeichnen. Drei Mal dürfen Sie raten, wer das jeweils ist. Genau! Diejenigen, die den Verlust des Auftrags möglichst negativ interpretieren. 😐

Wenn Sie einen echten Realisten mit den selbst ernannten Realisten zusammen bringen, können letztere davon ungemein profitieren. Wobei manche es als schmerzhaft empfinden, wenn ihnen ihre persönliche Illusion genommen wird.

Wie sieht das der Entscheidercoach?

Na ja, ich bin ja ein Einzelexemplar. Daher interpretiere ich den Verlust eines Auftrags in der Regel als Erweiterung meiner Gestaltungsspielräume in meinen zukünftigen Entscheidungen. 😮  Denn mein Zeitplan ist dann ja weniger eng. 😛

Würde das zur Regel werden, sinken die Gestaltungsspielräume wieder. Denn diese werden ja durch Zeit, Geld, Einfluss und Stellung eröffnet. Wenn ich zwar viel Zeit, aber kein Geld habe, dann sind die Gestaltungsspielräume erheblich kleiner. Denn die Frage der Zeit stellt sich ja erst, wenn ich ein Grundniveau von Geld, Einfluss und Stellung habe. 🙂

Kennen Sie noch weitere Typen?

2 Kommentare
  1. Markus Väth
    Markus Väth sagte:

    Ja. Eine wichtige Ergänzung scheint mir der

    Unflexible

    Er stellt so eine Art „Meta-Typ“ dar. Der Unflexible sucht die Gründe in bisher erprobten Denkstrukturen. Je nach persönlicher Erfahrung und Temperament schält sich dann der Zeichenseher, der Launische oder eben ein anderer Typus heraus.

    Der Unflexible ist der Überzeugung, alles nötige Wissen für seine Entscheidungen bereits in der Vergangenheit gesammelt zu haben und ist daher für äußere Einflüsse eher unempfänglich – eine überaus menschliche Grundtendenz.

    Dabei ist es unerheblich, ob dieses Wissen zu Erfolg oder Misserfolg geführt hat. Gerade Führungskräfte und Entscheider haben ja bereits eine gewisse Position an Macht und sozialem Status erreicht. So ordnen sie Erfahrungen – und auch Rückschläge – ihren persönlichen Denkmustern unter. Bleibt der Typus des Unflexiblen erhalten, kann ein Unternehmen mit diesem Typus an der Spitze ins Verderben reiten.

    Gruß,
    mv

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  2. Kai-Jürgen Lietz
    Kai-Jürgen Lietz sagte:

    Sehr schön!
    Der Unflexible kann natürlich auch mit „dem Visionär“ verwechselt werden. Dieser versucht etwas völlig Neues. Er weiß, dass er viele Rückschläge wird einstecken müssen. Aber er glaubt tief und fest an seine Sache. Daher läßt er sich selbst selten von den Ereignissen einschüchtern und hält selbst dann an seinem Ziel fest, wenn sich alles andere um ihn herum auflöst. Er geht davon aus, dass er sein Ziel irgendwann erreichen wird, gleich was passiert.

    Ganz anders „der Begeisterte“, der sich für eine Sache begeistert und alles tut, um sie umzusetzen. Doch irgendwann verfliegt die Begeisterung und mit ihr seine Entschiedenheit. Bis er irgenwann etwas Neues findet, für das er sich wieder begeistern kann…

    Da wird bald eine Update des Beitrags fällig! 😎

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