Zufriedenheit ist eine Frage des Anspruchs
Viele Entscheider wissen erst nach ihrer Entscheidung, was sie wollen und halten das auch für völlig in Ordnung so.
In der aktuellen Literatur über die Unzulänglichkeiten unseres Gehirns wird auch genau diese Art des Entscheidens immer wieder diskutiert. Was deren Autoren wohlweislich (oder auch nicht) verschweigen ist, dass viele unserer Denkprobleme erst entstehen, weil die Probanden nicht vorher wissen, was sie wollen.
Keine Geschmacksfrage
Manch einer sieht das offensichtlich auch eher als eine Philosophiefrage an. So meinte eine Esoterikerin einmal treuherzig: »Es ist nicht schlimm, nicht zu wissen, was ich will. Das Schicksal weiß es doch und kann mich so besser führen.«
Auch die Christliche Lehre kennt das »Herr Dein Wille geschehe!« Was soll man auch selbst gestalten, wenn Gott es ohnehin tut?
Da passt mir das Zitat von Benjamin Franklin besser: »Gott hilft denen, die sich selbst helfen!«
Der Unterschied
Aber ist das nicht nebensächlich? Welchen Unterschied sollte es zwischen einem Nichtwisser und jemandem geben, der schon vorher weiß, was er sucht? Schließlich kann der sich auch nur für die relativ beste Alternative entscheiden. Dabei unterschlagen wir, dass es ja nicht dieselben Alternativen sein müssen, über die wir hier sprechen.
Für die Fraktion der Nichtwisser beginnt eine Entscheidung, sobald wir uns zwischen mehreren Alternativen entscheiden müssen. Zum Beispiel, wenn wir im Restaurant sitzen und etwas von der Speisekarte bestellen wollen.
Für alle anderen beginnt eine Entscheidung mit einem zu lösenden Problem. Zum Beispiel könnten wir Hunger haben. Dann sagen wir uns vielleicht: »Ich habe Hunger. Heute habe ich Lust auf einen gesunden Blattsalat. Daher gehe nicht zu dem Italiener, bei dem wir sonst essen. Denn der ersäuft alles in Öl.« Stattdessen gehen wir zum vegetarischen Restaurant, weil es dort den besten Salat gibt.
Glatte Entscheidungen
Was passiert jetzt beim Bestellen? Der Nichtwisser könnte vielleicht auch feststellen, dass Salat heute das Richtige für ihn ist. Aber er kann maximal die in Öl ersäuften Blätter bekommen. Wer vorher wusste, dass es heute ein Salat sein soll, bekommt im vegetarischen Restaurant dagegen einen knackigen und leckeren Salat.
Mag sein, dass beide jetzt den Salat haben. Aber ich kann mir vorstellen, wer zufriedener ist.
Ansprüche machen uns zufriedener
Wer weiß was er will, schafft sich seine Alternativen selbst und lässt sie sich nicht von den Umständen vorschreiben. Wir haben dann unsere Ansprüche und wir geben uns erst zufrieden, wenn sie erfüllt sind.
Das hätte auch dem Universalgenie Benjamin Franklin gefallen.
Viele Menschen haben große Angst, Entscheidungen zu treffen. Sie entscheiden sich für etwas – gleichzeitig aber auch gegen etwas. Vielleicht auch gegen jemanden oder dessen Meinungen und Ansichten. Gerade „Harmoniebedürftige“ mit dem starken Antreiber, es allen Recht machen zu wollen, haben große Probleme, Entscheidungen zu treffen.
Die Rückbesinnung auf die Tatsache, dass nur wir selbst für unser Leben (und damit auch für unsere Entscheidungen) verantwortlich sind, kann Abhilfe schaffen. Entscheidungen unter Sicherheit gibt es nur wenige. Unserheiten zu beseitigen kann bis zu einem bestimmten Grad nützlich sein, um eine „gute“ Entscheidung zu treffen (was macht eine Entscheidung gut …?), sie jedoch so lange hinauszuzögern und vielleicht gar nicht zu treffen, ist oft der einfachste aber auch am wenigesten zielorientierte Weg.
Lieber Herr Slaghuis, welchen Bezug hat Ihr Kommentar zu meinem Beitrag?
Zu Ihrer Frage: Was macht eine Entscheidung gut? Das entscheidet der Entscheider.