Freitagszitat No 1
»Entscheiden und Gestalten sind die beiden Seiten der Medaille des Erfolgs.«
Kai-Jürgen Lietz
Freitagszitat No 1/0 Kommentare/in Allgemein /von kjlietz
»Entscheiden und Gestalten sind die beiden Seiten der Medaille des Erfolgs.«
Kai-Jürgen Lietz
„Keine Entscheidung ist auch eine Entscheidung!“
Kennen Sie auch diesen Spruch? Viele Menschen, die ihn nachbeten, fühlen sich im Recht damit.
Er hat in etwa die gleiche Qualität, wie wenn ich im Stau als Beifahrer sage: „Wer nicht fährt, kommt auch wo an.“
Oberflächlich betrachtet ist das zwar richtig, aber ohne dahinter liegende Absicht erwähnen wir nur das Offensichtliche. Die Absicht macht aus dem Überflüssigen einen Irrtum.
Der Fahrer wird aus gutem Grund nicht reagieren. Denn wenn er jetzt Gas gibt, hängt er danach im Stoßfänger des Vorausfahrenden.
Der Entscheider hat auch einen guten Grund, die Entscheidung jetzt (noch) nicht zu treffen. Würde er sich von uns dazu verleiten lassen, irgendeine Entscheidung zu treffen (unsere Absicht), dann wäre das nicht nur wenig souverän, es wäre auch falsch.
Sollen Führungskräfte grundsätzlich abtreten, wenn die Vergangenheit uns einholt? Ich finde: Nein! Stattdessen sollten wir mit Fehlern tolerant umgehen.
Wir kennen das Spielchen. Ein Skandal, wie die VW-Diesel Affäre erblickt das Licht der Öffentlichkeit und schon muss jemand seinen Hut nehmen. Vorzugsweise natürlich der Eine an der Spitze. Das ist traurig, aber nachvollziehbar. Denn wer an der Spitze steht, ist nun einmal einsam. Insbesondere, wenn sein Scheitern absehbar ist. Nähe kann da nur schädlich sein. Da wird selbst Loyalität zum Skandal.
Die Bedeutung des Wortes „Skandal“ enthält sinnerweise sogar das Ergebnis. Denn das griechische „Skandalon“ hat unter anderem auch die Bedeutung „Fallstrick„. Ein Schuft der dann Böses vermutet hinter der Überschrift „Skandal: XYZ hat … „.
Die „Fallstricke“ scheinen gut zu funktionieren. Martin Winterkorn stolperte und fiel innerhalb von Tagen über den Diesel-Skandal des VW-Konzerns. Wolfgang Niersbach hält sich dagegen an der Spitze des DFBs. Aber wie lange noch?
Ich persönlich glaube, dass es bedeutend weniger Rücktritte gäbe, wären Skandale nicht das Kerngeschäft der Medien. Ein Skandal wird immer erst einer, wenn Moral im Spiel ist. Aus welchen Gründen Journalisten ihre Artikel schreiben, will ich hier nicht mutmaßen. Aber die Medienmacher sehen hinter dem Skandal in erster Linie ein Geschäft. Daher wird es immer Skandale geben.
Mir geht es nicht anders als jedem anderen Leser. Ich möchte wissen, was passiert ist und warum. Lese ich dann allerdings die Rücktrittsforderungen der Journalisten, macht mich das oft nachdenklich. Aufgrund der Schnelligkeit im Nachrichtengeschäft stellen eben jene Journalisten auch das Eine oder Andere nicht ganz richtig dar. Teilweise zerstören sie damit die Leben der Betroffenen. Als Entschädigung gibt es irgendwann eine unauffällige Gegendarstellung. Auch das ist ein Skandal. Aber kaum einer berichtet darüber und wirklich niemand ist deshalb je zurückgetreten.
Fehler gehören zum Menschsein. Ohne Fehler könnten wir nicht wachsen. Manch einer macht sich gerne über das Peter-Prinzip lustig. Es besagt, dass wir in einer Organisation solange aufsteigen, bis wir uns als unfähig erweisen. Das Phänomen lässt sich im Alltag gut beobachten. Eine Erklärung dafür könnte sein, dass ab einer bestimmten Position die Kosten eines Fehlers zu hoch werden. Die bis dahin aufgestiegene Führungskraft stellt deshalb ihr persönliches Wachstum ein und beschäftigt sich stattdessen mit Fehler-Vermeidungsstrategien.
Wollen wir also bessere Führungskräfte, müssen wir toleranter gegenüber Fehlern sein. Natürlich gibt es trotzdem zwei gute Gründe, eine Spitzenkraft zum Rücktritt aufzufordern. Wenn sie unmoralisch handelt und wenn sie trotz einer toleranten Fehlerkultur nicht mehr wachsen möchte.
Als Gerhard Schröder mit der Agenda 2010 einen umfangreichen Reformkurs auf den Weg brachte, kostete ihn das die Kanzlerschaft. Da zeigte einer endlich einmal Führung, der sonst nur dem Volk aufs Maul schaute. Kein CDU-Kanzler hätte je ein solch mutiges Reformprogramm auf den Weg gebracht. Denn die linke Opposition hätte Purzelbäume geschlagen.
Erleben wir jetzt das Gleiche mit der Flüchtlingspolitik? Angela Merkels Sommer des Willkommens hätte sich kein Sozialdemokrat leisten können, ohne die CDU in die Nähe einer absoluten Mehrheit zu bringen.
Gerhard Schröder liefen damals die eigenen Wähler in Scharen davon. Noch heute gilt Hartz IV unter den Sozialdemokraten und welter links stehenden Parteien als Verrat an ihrer Sache. Dabei wurden damals Hunderttausende Sozialhilfeempfänger besser gestellt. Was machen jetzt die konservativen Wähler? Aktuelle Umfragen legen eine ähnliche Entwicklung für Angela Merkel nahe.
Angesichts der Flüchtlingszahlen kommen viele Länder an ihre wirtschaftlichen und soziologischen Grenzen. Selbst in Deutschland ist die Infrastruktur dafür inzwischen überlastet. Deutschland hätte mit der Flüchtlingsthematik proaktiv umgehen sollen, meinen einige Kritiker. Allerdings lässt sich mit Flüchtlingen und ihren Lebensverhältnissen kein Wahlkampf machen. Daher retten wir uns von einer untauglichen Notlösung zur nächsten.
Keiner wird bestreiten, dass Flüchtlinge bestenfalls auf ein halborganisiertes Chaos treffen. Doch die Verhältnisse sind hier noch geradezu paradiesisch, vergleichen wir sie mit Italien oder Griechenland. Außerhalb Europas ist es teilweise noch schlimmer. Dort gibt es Zeltstädte, die schon viel Jahre existieren und Heim für eine wachsende Zahl Hoffnungsloser sind.
Wie können wir diesen Menschen mehr als nur verwahrloste Unterkünfte oder Zelte bieten? Wie können wir ihnen das Menschenrecht auf ein glückliches Leben zurückgeben? Weiterlesen
Alexis Tsipras hat geschafft, woran viele vor ihm gescheitert sind. Er hat einem ganzen Kontinent gezeigt, dass seine Politiker idealistisch im Sandkasten sitzen. Gemeinsam mit Yanis Varoufakis führte er die europäischen Staatschefs und ihre Finanzminister monatelang am Nasenring durch die Manege. Die Geschichte will es so, dass zu ihrem Höhepunkt – dem Ochi-Referendum – den Meisten kurzzeitig die Augen aufgingen.
Was wir in der kurzen Zeit vom Abbruch der Verhandlungen in Brüssel bis zum Referendum hörten, war gelinde gesagt erstaunlich. Selbst die größten Idealisten gaben zu, dass „Solidarität“ in diesem Moment das falsche Wort war.
Allerdings waren es nicht die bösen Worte vom #Grexit, die Tsipras vernünftig werden ließen. Es waren auch nicht die netten Worte, dass die Hand noch immer ausgestreckt sei. Es war vor allen Dingen die EZB, die sich fast zum ersten Mal in ihrer Geschichte der politischen Vereinnahmung widersetzte. Zwar strich sie die Nothilfen für die griechischen Banken nicht, aber fror sie auf dem damaligen Stand ein. Für Mario Draghi war das schon ein Salto über den eigenen Schatten. Weiterlesen
Wenn ich manche Kommentare über Griechenland lese, habe ich den Eindruck, es ginge darum, „Brot für die Welt“ oder Misereor den Geldhahn abzudrehen. Doch es geht hier nicht um Spenden und Entwicklungshilfe. Es geht um einen Staat, dem nicht einmal die eigenen Bürger ihre Steuern anvertrauen. Warum sollte dann der IWF mit 188 Mitgliedsstaaten Geld leihen? Warum sollten es 18 Euroländer tun? Viele dieser Länder haben einen niedrigeren Lebensstandard als Griechenland.
Die heutige Not ist nicht das Ergebnis von Böswilligkeit, sondern der Unfähigkeit der Griechischen Regierung. Wenn Unfähigkeit sich mit Beratungsresistenz paart, bleibt leider nur das Zusehen. Die „Stolz der Griechen-Rhetorik“ findet der eine oder andere vielleicht angemessen. Im Grunde heißt es nichts anderes als „redet uns nicht rein!“.
Bis zum Februar 2015 hatten die Griechen ihrem Staat 76 Milliarden Euro Steuern vorenthalten. Inzwischen dürfte diese Zahl noch einmal kräftig angestiegen sein.
Schauen wir uns den ESM-Antrag der Griechen an, komme ich ins Grübeln. Fragt Hellas die Welt nach dem Geld, das es vorher als Steuern nicht eintreiben konnte?
Würde bei uns nicht genau das Gleiche passieren, wenn wir unsere Steuern nicht zahlen? Wahrscheinlich würde ich dann auch mit Tränen in den Augen am Geldautomaten stehen. Wenn der Gemeinsinn fehlt, muss jeder Staat scheitern.
Wir können nur zusehen, wie die Katastrophe ihren Lauf nimmt. Allerdings müssen wir nicht tatenlos bleiben.
Ich denke, wir sollten in Europa ein Griechenhilfswerk schaffen, in das alle Bürger nach ihrer Façon Spenden einzahlen können. Dieses Geld würde der Griechischen Bevölkerung direkt zur Verfügung stehen, ohne Umweg über die Griechische Kleptokratie. Ich denke die Not der Rentner und Familien ließe sich so viel besser lindern als mit weiteren Milliardenkrediten.
Im Übrigen bin ich der Meinung, dass ein #Grexit unausweichlich ist. (In Anlehnung an Cato)
Viele meiner Facebook-„Freunde“ sind selbständige Unternehmer. Natürlich machen sie PR für ihr Geschäft. In ihren Updates ist die Welt in Ordnung. Ein Auftrag jagt den anderen. Das größte Ärgernis ist ein verpasster Flug oder es gibt keine Croissants mehr in der Senator-Lounge. Kunden schreiben ein liebevolles Feedback nach dem anderen. Ist das keine gute PR?
Auf der einen Seite denkst Du Dir: Wow! Toll! Der lebt ja wirklich seinen Traum. Auf der anderen Seite bin ich gelangweilt. Eigentlich habe ich mir nie viel dabei gedacht. Wie im realen Leben gibt es eben langweilige und interessante Freunde.
Dann kam mir ein Gedanke, der mich inzwischen nicht mehr los lässt. Weiterlesen
Manchmal schaue ich einem seltenen Moment der Selbstdistanz auf mich selbst. Was ich sehe, gefällt mir nicht immer. Zum Beispiel lese zu viele Nachrichten. Vor Jahren habe ich mich einfach dafür interessiert, was in der Welt passiert. Doch heute beschäftige ich mich mit dem letzten Blickwinkel, den ein bedeutungsloser Journalist aus seinem verschwitzen Büro darauf wirft, um seinen Lebensunterhalt zu rechtfertigen.
Welchen Nutzen habe ich davon? Keinen! Im Gegenteil: Zum Beispiel „wundere“ ich mich, wer all den Schreiberlingen gesagt hat, dass sie plötzlich Ahnung von Volkswirtschaft hätten. Linke Ideologie und Ökonomie haben sich noch nie miteinander verstanden, selbst wenn der Idealismus noch so groß ist. Aber ich drifte ab.
Warum mache ich etwas, was mir nichts bringt? Wie bei allen Dingen kommt es auf das richtige Maß an. Anfangs reichte es mir, meine Neugierde zu befriedigen. Doch was ist, wenn die Neugierde befriedigt ist? Dann sollten die Nachrichten uninteressant sein. Doch jetzt wird es ungesund. Denn das gute Gefühl, informiert zu sein, muss sich doch verstärken lassen, oder? Also lese ich noch mehr über die Griechenlandkrise oder über die Entwicklungen in der Ukraine. Dabei weiß ich doch schon das Wesentliche. Egal! Jetzt weiß ich mehr. Aber ich werde nicht belohnt. Es fühlt sich nicht besser an. Stattdessen beschleicht mich das ungute Gefühl, meine Zeit verschwendet zu haben. Vielleicht brauche ich noch mehr Nachrichten?
Die Bühne liegt im Dunkeln. Ein einsamer Lichtkegel taucht den Schauspieler in ein geisterhaftes Licht. Der Prinz von Griechenland schaut sinnend auf sein Smartphone. Der Display zeigt eine Europa-Flagge.
„#Grexit oder nicht #Grexit; das ist hier die Frage. Obs edler im Gemüt, die Tilgung und Zinsen des wütenden Geschicks erdulden oder, sich waffnend gegen einen See der Plagen, durch Widerstand sie enden? …“
Viele Geschichten sind oft unlogisch. So ist es auch diese. Wieso entscheidet im aktuellen Drama der Griechische Schurke? Denn legen wir den Maßstab einer Geschichte an, bleibt Tsipras nur diese Rolle. Helden sind ehrlich, sie verlangen nichts, was ihnen nicht zustehen würde. Sie lassen nicht andere für ihre Probleme bezahlen und sie sind immer bereit, eine Gegenleistung zu erbringen.
Nun ist das die Realität, aber wir wissen auch genau, das gerade Europäische Geschichte geschrieben wird. Wie wird die Geschichte später Merkel, Hollande, Zsipras und Co bewerten? Die Antwort ist nicht einfach. Denn wir sehen gerade, was gute Absichten bewirken. Gut gemeint ist eben nicht gut gemacht.