Die Erfolgsmethode von Benjamin Franklin
Große Persönlichkeiten haben oft ihren eigenen Arbeitsstil und ihre eigenen Methoden. Leider erfahren wir davon meist wenig. Wenn dann eine solche Persönlichkeit seine Autobiographie verfasst, können wir darin oft richtige Perlen entdecken.
So ging es mir mit der Autobiographie von Benjamin Franklin (1706 – 1790). Der berühmte Amerikaner war Staatsmann, Autor, Erfinder, Drucker und Wissenschaftler.
Universalgenie
Menschen wie Franklin werden gerne als Universalgenie bezeichnet, weil sie sich in so vielen Gebieten erproben. Trotzdem fragen wir uns vielleicht, wie er in seiner Lebensspanne so viel erreichen konnte.
Was mich zunächst wunderte, der berühmte Mann führte kein Tagebuch. Seine Autobiographie ist ein kleines Büchlein in vier Teilen, das über mehre Jahre geschrieben wurde. Wie konnte er dann so viel erreichen?
Eine systematischer Ansatz
Benjamin Franklin hat eine Methodik entwickelt, die es ihm ermöglichte, einen ähnlichen Effekt, wie mit einem Tagebuch zu erzielen.
Franklin wollte sich moralisch perfektionieren. Das mag ein Konzept sein, was uns heute weitestgehend fremd ist. Interessant aber ist, wie er an seinem Ziel arbeitete.
Zunächst versuchte er es ohne Methodik. Er merkte allerdings schnell, dass sich das kaum durchhalten ließ, weil Gewohnheiten ihn immer wieder “versagen” ließen, weil er gerade einmal nicht aufmerksam genug war.
Er erkannte für sich, dass er seinem Ziel nur durch Fokus und Konzentration näher kommen würde.
Die Methodik
Zunächst klärte er für sich, welche “Tugenden” er gerne leben würde.
Diese waren:
- Maßvoll sein (Temperance). Iss nicht bis Du Dich matt fühlst und trinke Dir keinen Rausch an.
- Stille (Silence) im Sinne von nur dass aussprechen, was ihm und/oder anderen nutzen würde. Kein Geschwafel.
- Ordnung (Order). Alle Dinge haben ihren Platz und jedes Geschäft hat seine Zeit.
- Entschlossenheit (Resolution). Entscheiden was zu tun ist und tun, was man sich entschlossen hat.
- Genügsamkeit (Frugality). Ausgaben nur, wenn man selbst oder andere einen Nutzen davon haben. Verschwende nichts
- Fleiß (Industry). Verschwende keine Zeit. Arbeite immer an etwas Nutzvollem. Vermeide alle unnötigen Aktivitäten.
- Aufrichtigkeit (Sincerity). Nutze keine Täuschung. Denke unschuldig und gerecht und spreche genauso.
- Gerechtigkeit (Justice). Tue niemand dem Unrecht, in dem Du ihn schädigst oder indem Du Deinen Pflichten nicht nachkommst.
- Mäßigung (Moderation). Vermeide Extreme. Unterlasse übel zu nehmende Beleidigungen auch wenn Du denkst, dass die anderen sie sich verdient haben.
- Sauberkeit (Cleanliness). Akzeptiere keinen ungepflegten Körper, Kleidung oder Wohnung.
- Gelassenheit (Tranquility). Lasse Dich nicht von Kleinigkeiten stören oder durch Unfälle, seien sie üblich oder unvermeidbar.
- Keuschheit (Chastity). Habe selten Geschlechtsverkehr, außer im Interesse der Gesundheit oder Fortpflanzung, niemals aus Langeweile, Schwäche. Verletze damit nicht den Frieden oder die Reputation der anderen Personen und von dir selbst.
- Demut (Humility). Eifere Jesus und Sokrates nach.
Im Folgenden konzentriere sich Franklin auf jeweils eine Tugend pro Woche, notierte sich aber für die anderen, wenn er dagegen verstieß. Dafür legte er für jede Woche eine Tabelle an.
Dazu nutzte er ein einfaches Punktesystem. Verstieß er gegen einen seiner Werte, setzte er in das entsprechende Feld der Tabelle einen schwarzen Punkt. In dem jeweils gelebten Wochenwert war es sein Ehrgeiz, eine saubere Reihe über alle Tage zu haben.
Bei 13 Werten brauchte er also 13 Wochen, um einmal durch seine Werte-Liste zu kommen. In einem Jahr arbeitete er sich vier Mal durch sein System.
Als er mit 79 Jahren zurückblickte, war Franklin sehr zufrieden damit. Er war nie perfekt gewesen. Zum Beispiel hatte er Zeit seines Lebens immer mit dem Wert “Ordnung” zu kämpfen gehabt. Aber er befand, es war besser, sich darum zu bemühen, als vorzeitig aufzugeben. Seinen Wohlstand, seine Gesundheit und sein hohes Alter sowie seine Erfolge führte u.a. auf diese Methodik zurück.
Franklins Tagesplan
Zusätzlich stellte Franklin sich noch einen Tagesplan auf. Der ungefähr so aussah:
Für das 18. Jahrhundert ist das ganz sicher ein Geniestreich gewesen.
Eine Frage bleibt
Ich frage mich nur, wenn Benjamin Franklin das ohne Technik für sich anwendete, warum machen es die meisten Menschen heute noch nicht, obwohl Papier heute kein Vermögen mehr kostet und Computer uns die Arbeit erleichtern?
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