Auf lange Sicht Harmonie

image Über lange Zeit waren japanische Unternehmen und ihre Produktions- und Managementmethoden das Maß aller Dinge. In den letzten Jahren hat sich das relativiert. Wir können trotzdem von ihnen lernen, wie wir Konflikte für unsere Entscheidungen vermeiden.

Zur Zeit stehen japanische Unternehmen wegen des Toyota Debakels nicht hoch im Kurs. Aber die Entscheidungskultur des Lands der aufgehenden Sonne ist interessant für uns.

Konsens

Wenn in japanischen Unternehmen eine größere Entscheidung zu treffen ist, schenken seine Chefs den Mitarbeitern ein besonders offenes Ohr. Jeder der etwas dazu sagen will, wird auch gehört. Am Ende entscheidet der Chef sich dann für eine Lösung, die den Konsens am besten abbildet.

Hundert Jahre

Möglicherweise ist das kurzfristig nicht die beste Alternative. Doch japanische Unternehmen denken viel langfristiger als ihre westlichen Konkurrenten. Teilweise gibt es dort Hundert-Jahre-Masterpläne. Das ist uns fremd. Welcher westliche Unternehmer denkt schon über seinen eigenen Tod hinaus?

In veränderten Zeiten

Betrachten wir die rasante Technologieentwicklung der letzten 15 Jahre, fällt es uns Westlern schwer, einen Plan ernst zu nehmen, der einen so langen Zeitraum umfasst. Doch haben diese Pläne in Japan Tradition. Es geht hier nicht um spezifische Ziele, sondern um die generelle Richtung.

Es geht um die Richtung

Mit Letzterem schlagen die Japaner eine besondere Saite bei mir an. Entscheidungen geben unserem Handeln eine Richtung. Vielen fehlt diese Richtung. Der japanische Firmenchef kann daher seine Entscheidung im Konsens treffen, solange die generelle Richtung stimmt. Denn das Unternehmen wird sein Ziel trotzdem erreichen.

Da kann man im Interesse der Harmonie auch einen kurzfristigen Vorteil auslassen. Doch stellt sich die Frage, ob das tatsächlich so ist.

Im Westen zählt das Wetter

Denn ein Unternehmen das nicht alle 2 Jahre seine Richtung ändert, sondern einen konstanten, wertorientierten Kurs verfolgt, kann viel eher auf einen Konsens hoffen, als ein Unternehmen, das nach Wetterlage über seine Richtung entscheidet.

Gerade westliche Unternehmen sind dafür berühmt, dass alle paar Jahre und im schlimmsten Fall alle paar Monate eine neue Sau durchs Unternehmen getrieben wird und alle sich umorientieren müssen.

Gummiband

Irgendwann fühlt man sich “ausgeleiert”, wie ein Manager mir einmal erklärte. Dann fehlt das Vertrauen und damit die Unterstützung für die Umsetzung.

Wichtig für Selbständige

Auch uns Selbständigen kann es so ergehen. Stellen wir uns vor, wir würden jedes Jahr einen anderen Fokus verfolgen und unser Netzwerk darauf einschwören. Wie viel Unterstützung bekämen wir ohne entsprechenden Geldeinsatz?

Da wir uns dann als nicht verlässlich gezeigt haben, vermutlich keine.

Sich erproben ist schön und gut. Aber es kommt eine Zeit, da wir Nägel mit Köpfen machen müssen. Tun wir uns also einen Gefallen, und belästigen unsere Kontakte nicht, solange wir noch herum probieren. 😮

Konflikte elegant umgehen

Eines Tages muss dann aber ein klares Ziel feststehen. Das braucht nicht auf hundert Jahre ausgelegt zu sein, aber zehn Jahre sollten es schon sein.

Konflikte können auf diese Weise gar nicht entstehen. Denn wir kommunizieren ja unsere Ziele schon lange im Voraus. Der Vorteil dabei: Wir müssen unser Umfeld nur ein Mal für unser Zielbild gewinnen. Wenn wir dann vor einer neuen Entscheidung stehen, stellen wir nur den Bezug zum Ziel her und bekommen unsere Unterstützung.

So bleiben Konflikte aus.

Es könnte allerdings passieren, dass ein Konkurrent neidvoll anerkennt: “Jetzt hat er es endlich geschafft!”

Aber damit können wir gut leben. 🙂

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