Dem Impuls folgen
Der Fremde taucht plötzlich aus dem Dunkeln der Nacht auf. In seiner Hand blitzt ein Messer. Keine Zeit, lange zu überlegen! Blitzschnell heben wir einen großen Stein auf und schlagen damit auf den Angreifer ein.
Vor 3.000 Jahren ist diese Entscheidung goldrichtig gewesen. Damals gab es keine Polizei und das Recht lag meistens beim Stärkeren. Für diese Situationen hat die Natur den Impuls geschaffen, auf dessen Grundlage wir viel und schnell auf einmal entscheiden können.
Die gleiche Situation in der heutigen Zeit ist viel schwieriger zu bewerten. Wenn der Mann mit dem Messer auf der Intensiv-Station liegt, kommen schnell die Anwälte und fragen, ob wir angemessen reagiert haben.
Notwehr nicht angemessen
So wurde vor einiger Zeit ein Mann der Körperverletzung für schuldig befunden und zu Schmerzensgeld verurteilt, weil er eine Frau gegen einen Belästiger zur Hilfe kam. Bei dem folgenden Handgemenge stürzte der Betrunkene und brach sich ein Handgelenk. Das Gericht war später der Meinung, dass zwar eine Notwehr-Situation vorlag, aber der Helfer mehr als nur “angemessene Gewalt” eingesetzt hätte.
Ein teures Vergnügen, das sogar fast mit einem Eintrag ins Vorstrafenregister geendet hätte.
Reue am laufenden Band
Impulse sind dazu gedacht, uns in Stress-Situationen handlungsfähig zu machen. Das funktioniert auch heute noch. In manchen Firmen hat der Chef seine Belegschaft im Zorn schon ein Dutzend Mal gefeuert. Trotzdem kommen alle am nächsten Tag wieder. Denn später, nachdem er sich wieder beruhigt hat, nimmt er alles zurück.
Aber nicht nur Zorn lässt uns schnelle Entscheidungen treffen. Angst gehört auch zu den Impulstreibern. Ein Selbständiger kündigt aus einem Impuls heraus einen gerade erst ausgehandelten Vertrag, weil er sich der Aufgabe nicht gewachsen fühlt. Der schwache Moment geht vorbei und bald kommt der Katzenjammer. Denn natürlich hätte der Unternehmer seine Aufgabe bei entsprechender Vorbereitung mit Bravour erledigt.
Der gute Rat
Verhaltenswissenschaftler haben einen wichtigen Rat für uns. Töte das Monster, solange es noch ein Baby ist.
Beobachten wir uns selbst. Wir merken zum Beispiel, wenn uns an der Arbeit eines Kollegen etwas stört.Vielleicht denken wir: Das macht der doch mit Absicht! Den weiteren Gedankenweg können wir uns schnell ausmalen. Stattdessen können wir uns fragen, welche Gründe es noch gibt, warum der andere so handelt. Von diesen Optionen wählen wir dann eine, mit der wir am besten leben könnten.
Zu Spät!
Wenn wir allerdings warten, bis wir vor Wut kochen, ist es zu spät. Denn Emotionen schützen sich selbst. Wir verarbeiten dann nur noch Informationen, die unser Gefühl bestätigen. In der sog. Refraktärphase können wir also nicht abwägen. Stattdessen fühlen wir uns vollkommen im Recht. Deshalb fallen uns Entscheidungen dann auch so leicht. Später wundern wir uns, wie wir nur so einseitig denken konnten.
Also: Killen wir unsere inneren Dämonen, wenn sie noch klein und schwach sind. Denn später wollen wir sie gar nicht mehr bekämpfen.
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