Im Tal den Schwung der Entscheidung nutzen
„Ich bin erfolgreich, ich habe in meiner Karriere alles erreicht, was man in meinem Alter erreichen kann!“ Teilte mir ein junger Manager vor zwei Jahren mit. Trotz dieser Aussage war er zutiefst unzufrieden, weil er „sein eigenes Ding“ machen wollte. Das kann ich gut verstehen, denn das war ja auch Teil meiner Motivation, Entscheidercoach zu werden.
Wer einen Gipfel erreicht hat, wird von dort aus nicht direkt weiter nach oben gehen können. Unser Jungmanager sah das jedenfalls so. Er machte sich daher selbständig. Eine Entscheidung, die mir immer wieder meinen tiefsten Respekt verdient. Denn das ist sicher nicht der leichteste aller Wege.
Aber zurück zum (kleinen) Gipfel. Wer von dort aus startet, um einen anderen Berg zu besteigen, sollte eigentlich wissen, dass er dafür ein Tal durchqueren muss. Die Radfahrer bei der Tour de France – ob Sie nun pharmazeutisch unterstützt sind oder nicht – wissen, dass Sie den Schwung vom Abwärtsfahren nutzen können, um entweder schnell das Tal zu durchqueren oder sogar die ersten Meter des neuen Anstiegs zu bezwingen.
Bei uns erfolgsgeilenorientierten Unternehmern und Selbständigen passiert aber häufig das genaue Gegenteil.
Während wir uns von unserem letzen Gipfel nach unten schwingen, macht sich die Erkenntnis breit, dass jeder Meter nach unten ins Tal einen erfolglos aussehen lässt. Deshalb bremst der eine oder andere immer weiter ab und wenn er dann im Tal angekommen ist, fehlt ihm jeglicher Schwung. Er schaut den gerade verlassen Hügel hoch und vermisst die Übersicht, die er von oben hatte und das Gefühl erfolgreich zu sein.
Selbstzweifel nagen an ihm. War das überhaupt der richtige Schritt? So steht er und steht er und je länger er dort bleibt, desto entfernter erscheint der Berg, den er ursprünglich bezwingen wollte. Denn die gefühlte Erfolglosigkeit nimmt ihm das Vertrauen, dass er dafür das Zeug hätte. 🙁
Wenn Sie eine Entscheidung treffen, führen Sie sich vor Augen, welche Etappen Ihnen begegnen werden und das Tal ist oft unvermeidlich. Nehmen Sie das als Anlass, sich dagegen zu wappnen und denken Sie nicht daran, was sie möglicherweise aufgeben, sondern das, was Sie erreichen werden.
In meinem Bürokalender steht für Januar das Motto: „Man muss ins Gelingen verliebt sein, nicht ins Scheitern!“ Das finde ich auch.
Wenn es uns stört, dass wir gerade nicht mehr das Geld verdienen, was wir früher für selbstverständlich hielten, dann sollten wir daraus die Kraft ziehen, schnell diese unfreundliche Etappe hinter uns zu lassen und nicht dort noch eine lange Pause machen. 😯
Unser Jungmanager hat sich übrigens daran erinnert, was er erreichen wollte, als er den Gipfel verlassen hat und lässt jetzt mit Zuversicht das Tal hinter sich. 🙂
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