Das Spiel mit der Unvernunft

Vorsicht! Dieser Beitrag ist ein absoluter Spielverderber. Wer sich mit dem Geldausgeben gerne ein gutes Gefühl erkauft und das auch später noch gut findet, sollte sich lieber einem der anderen 740 Beiträge in diesem Blog zuwenden.

image In wenigen Wochen steht wie­der Weihnachten vor der Tür. Mit vorsichtigen Worten versu­chen wir unseren Lieben zu ent­locken, was sie sich gerade wünschen.

Andere dagegen haben schon ihre Wunschzettel geschrieben und bei ihrem »Heiligen Klaus« abgeliefert.

Mehr als nur drei Wünsche

Aber wie sieht es mit uns selbst aus? Sind wir denn schon wunschlos glücklich? Na ja, da gäbe es schon das Eine oder Andere …. Genau! Wünsche haben wir immer.

Unsere Nachbarn, das Internet und die Werbung liefern uns ständig Inspirationen, wie wir uns etwas Gutes tun könnten.

Soll es vielleicht ein iPad oder ein iPhone sein? Oder ein neues Auto? Wie wäre es mit einer neuen Coach für unser Wohnzimmer oder einem handsignierten Hundertwasserdruck? Uhren sind auch nicht schlecht, von Cartier oder Rolex, Breitling oder einem anderen Luxusunterneh­men.

Dem Wunsch erlegen und gleich auf die Nase gefallen

Manche dieser Wünsche sind so stark, dass wir ihnen nachgeben, obwohl wir wissen, wie unvernünftig es ist. Für die Zeit danach gibt es einen Fachausdruck. Die Kaufreue.

Unsere Vorstellung z.B. ein Apple iPad zu besitzen war in unseren Vorstellungen weit glamouröser als in der Realität.

Pseudo-Vernunft

Vor der Wunscherfüllung hatten wir uns viele Argumente zurecht ge­legt, warum wir unseren Wunsch jetzt erfüllen müssen.

Nur wenige gestehen sich selbst ein: Ich weiß, dass es unvernünftig ist, aber ich mache es trotzdem.

Der Wunschkiller

Einige von uns sind allerdings von Natur aus sparsam. Bei ihnen gibt es nichts Überflüssiges. Allein die Funktion zählt. Im Unternehmen sind sie es, die die schlimmsten Auswüchse der Verschwendung stop­pen. Controller haben dazu ein sehr wirksames Mittel entwickelt: Bud­gets.

Ein Taschengeld

Vielleicht sollten wir so realistisch sein und uns eingestehen, dass wir nicht viel besser sind als der Fünfjährige, der mit leuchtenden Au­gen vor der Spielzeugauslage steht.

Machen wir es daher wie die Controller in den Unternehmen. Ver­einbaren wir mit uns ein Budget für das Unvernünftige. Die Dinge, die wir einfach haben wollen, weil wir in einer Umgebung leben, die uns ständig beeinflusst.

Das Geld von morgen ist ganz schön teuer

An ein Bisschen Luxus ist nichts auszusetzen. Aber er darf uns in der Zukunft nicht belasten. Mit unseren heutigen Entscheidungen legen wir unsere Gestaltungsspielräume für die Zukunft fest.

Wer aufgrund vergangener Konsumentscheidungen heute verschul­det ist, wird ein Lied davon singen können. Denn er hat dann vermut­lich heute kein Geld mehr für sein Luxusbudget übrig.

Konsequenzen tragen

Da bewahrheitet sich der alte Spruch. Ein Kredit ist das Geld der Zu­kunft bereits heute ausgezahlt. Da ist dann das Budget schon ausge­geben.

Wenn es uns so ergangen ist und wir am finanziellen Abgrund ste­hen, sollten wir uns darüber im Klaren sein, dass wir entweder etwas daraus lernen können oder den nächsten Schritt tun werden.

Unser Handeln hat immer Konsequenzen. Der Fünfjährige hat noch nicht gelernt, sie zu tragen. Hat er sein Taschengeld aber für das Falsche ausgegeben, lernt er eine wichtige Lektion. Eine Lektion, die manche von uns noch lernen müssen.

Wünsche kennen kein Ende

Wenn unser Luxus-Budget aufgebraucht ist, sind wir vermutlich mit unseren Wünschen nicht am Ende. Im Gegenteil, manche kommen erst auf den Geschmack.

Wir begründen unsere Wünsche dann nur anders. Plötzlich gibt es geschäftliche Gründe. »Wenn ich eine teure Uhr trage, begegne ich dem Einkäufer auf Augenhöhe. Ich werde dann mehr Umsatz machen.«

Hanebüchen, aber wirksam! Denn tatsächlich geben wir solchen pseudo rationalen Argumenten gerne nach.

Aber nicht verzagen! Es gibt noch zwei weitere sehr wirksame Met­hoden.

Die 25 Warum-Fragen

An dieser Stelle hat sich die 25er Methode bewährt. Wenn wir es ernst damit meinen, unsere Kaufentscheidung rational zu begründen. Dann sind wir auch in der Lage, 25 Warum-Fragen zu überstehen.

Ein Beispiel:

»Wenn ich eine teure Uhr trage, begegne ich dem Einkäufer auf Au­genhöhe. Ich werde dann mehr Umsatz machen.«

1) Warum?
»Weil ich damit Erfolg signalisiere und die Einkäufer gerne bei erfolgrei­chen Menschen einkaufen.«

2) Warum?
»Erfolgreich wird man nur, wenn man seine Kunden lange halten kann.«

3) Warum?
»Weil man die beste Qualität zu besten Preis anbietet.«

4) Warum?
»Weil Qualität und Preis sich in den eigenen Produkten niederschlägt.«

5) Warum?
»Weil meine Produkte Teil des Ausgangsmaterials sind, auf dem der Kunde seine eigenen aufbaut.«

6) Warum?
»Weil er mir vertraut.«

7) Warum?
»Weil ich ein ehrlicher Mensch bin.«

8) Warum?
»Weil ich so erzogen wurde.«

9) Warum?
»Weil es das Richtige ist.«

10) Warum?
»Ach Mann!… Ich glaube, ich habe mir mit der Uhr etwas vorgemacht …«

Tatsächlich wendet fast niemand diese Methode wirklich an. Aber allein der Gedanke daran, beendet die meisten konstruierten Argu­mentationen.

Denn 25 Mal die eigenen Gründe zu hinterfragen ist abschreckend. Da wartet man doch lieber, bis das Luxus-Budget den Kauf wieder her gibt. Wahrscheinlicher ist allerdings, dass der Wunsch bis dahin insgesamt verflogen ist.

Denn das ist eine Eigenart vieler unserer Luxus-Wünsche. Entweder wir gehen ihnen gleich nach oder gar nicht.

6 Monate Pause

Daher ist auch die dritte Methode sehr wirksam. Wir warten mit je­dem Kauf 6 Monate.

Selbst wenn wir darauf angewiesen sind. Zum Beispiel ein neuer Geschäftswagen. Wir leihen uns dann solange ein Gefährt oder nutzen Taxi, Bus und Bahn bis  die Frist verstrichen ist und danach wissen wir, wie dringlich unser Bedarf tatsächlich ist.

Im Netz der Versuchung

Die Gehirnforschung hat nachgewiesen, dass wir pausenlos von unserer Umgebung beeinflusst werden. Unser Geld können wir aber nur einmal ausgeben. Daher sollten wir uns gut überlegen, wann und wo wir uns der Versuchung hingeben.

Vielleicht überlassen wir das aber auch anderen und geben dezente Hinweise darauf, womit wir an Weihnachten zu erfreuen sind.

1 Kommentar
  1. willi
    willi sagte:

    Ich teile mien Wünsche in zwei Kategorien:

    1. Ego-Wünsche : „Will ich damit angeben, beeindrucken oder jemanden davon erzählen ?“ JA! – dann lasse ich die Finger davon.

    2. SEIN-Wünsche: “ Im Paradies kann sich jeder jeden Wunsch erfüllen.
    will ich also WIRKLICH zB den Aston Martin auch fahren wollen wenn ihnjeder jederzeit auch fahren könnte ?“

    JA – dann schnellstens anpacken.

    Einfach mal ausprobieren und staunen 🙂

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