Flucht nach vorn – Eine Lösungsidee

WohinAngesichts der Flüchtlingszahlen kommen viele Länder an ihre wirtschaftlichen und soziologischen Grenzen. Selbst in Deutschland ist die Infrastruktur dafür inzwischen überlastet. Deutschland hätte mit der Flüchtlingsthematik proaktiv umgehen sollen, meinen einige Kritiker. Allerdings lässt sich mit Flüchtlingen und ihren Lebensverhältnissen kein Wahlkampf machen. Daher retten wir uns von einer untauglichen Notlösung zur nächsten.

Keiner wird bestreiten, dass Flüchtlinge bestenfalls auf ein halborganisiertes Chaos treffen. Doch die Verhältnisse sind hier noch geradezu paradiesisch, vergleichen wir sie mit Italien oder Griechenland. Außerhalb Europas ist es teilweise noch schlimmer. Dort gibt es Zeltstädte, die schon viel Jahre existieren und Heim für eine wachsende Zahl Hoffnungsloser sind.

Wie können wir diesen Menschen mehr als nur verwahrloste Unterkünfte oder Zelte bieten? Wie können wir ihnen das Menschenrecht auf ein glückliches Leben zurückgeben? Weiterlesen

Leadership im Kindergarten Europa

rambo schaeuble1Alexis Tsipras hat geschafft, woran viele vor ihm gescheitert sind. Er hat einem ganzen Kontinent gezeigt, dass seine Politiker idealistisch im Sandkasten sitzen. Gemeinsam mit Yanis Varoufakis führte er die europäischen Staatschefs und ihre Finanzminister monatelang am Nasenring durch die Manege. Die Geschichte will es so, dass zu ihrem Höhepunkt – dem Ochi-Referendum  – den Meisten kurzzeitig die Augen aufgingen.

Was wir in der kurzen Zeit vom Abbruch der Verhandlungen in Brüssel bis zum Referendum hörten, war gelinde gesagt erstaunlich. Selbst die größten Idealisten gaben zu, dass „Solidarität“ in diesem Moment das falsche Wort war.

Allerdings waren es nicht die bösen Worte vom #Grexit, die Tsipras vernünftig werden ließen. Es waren auch nicht die netten Worte, dass die Hand noch immer ausgestreckt sei. Es war vor allen Dingen die EZB, die sich fast zum ersten Mal in ihrer Geschichte der politischen Vereinnahmung widersetzte. Zwar strich sie die Nothilfen für die griechischen Banken nicht, aber fror sie auf dem damaligen Stand ein. Für Mario Draghi war das schon ein Salto über den eigenen Schatten. Weiterlesen

Hilfe für Griechenland

GrexitWenn ich manche Kommentare über Griechenland lese, habe ich den Eindruck, es ginge darum, „Brot für die Welt“ oder Misereor den Geldhahn abzudrehen. Doch es geht hier nicht um Spenden und Entwicklungshilfe. Es geht um einen Staat, dem nicht einmal die eigenen Bürger ihre Steuern anvertrauen. Warum sollte dann der IWF mit 188 Mitgliedsstaaten Geld leihen? Warum sollten es 18 Euroländer tun? Viele dieser Länder haben einen niedrigeren Lebensstandard als Griechenland.

Die heutige Not ist nicht das Ergebnis von Böswilligkeit, sondern der Unfähigkeit der Griechischen Regierung. Wenn Unfähigkeit sich mit Beratungsresistenz paart, bleibt leider nur das Zusehen. Die „Stolz der Griechen-Rhetorik“ findet der eine oder andere vielleicht angemessen. Im Grunde heißt es nichts anderes als „redet uns nicht rein!“.

Bis zum Februar 2015 hatten die Griechen ihrem Staat 76 Milliarden Euro Steuern vorenthalten. Inzwischen dürfte diese Zahl noch einmal kräftig angestiegen sein.

Schauen wir uns den ESM-Antrag der Griechen an, komme ich ins Grübeln. Fragt Hellas die Welt nach dem Geld, das es vorher als Steuern nicht eintreiben konnte?

Würde bei uns nicht genau das Gleiche passieren, wenn wir unsere Steuern nicht zahlen?  Wahrscheinlich würde ich dann auch mit Tränen in den Augen am Geldautomaten stehen. Wenn der Gemeinsinn fehlt, muss jeder Staat scheitern.

Wir können nur zusehen, wie die Katastrophe ihren Lauf nimmt. Allerdings müssen wir nicht tatenlos bleiben.

Ich denke, wir sollten in Europa ein Griechenhilfswerk schaffen, in das alle Bürger nach ihrer Façon Spenden einzahlen können. Dieses Geld würde der Griechischen Bevölkerung direkt zur Verfügung stehen, ohne Umweg über die Griechische Kleptokratie. Ich denke die Not der Rentner und Familien ließe sich so viel besser lindern als mit weiteren Milliardenkrediten.

Im Übrigen bin ich der Meinung, dass ein #Grexit unausweichlich ist. (In Anlehnung an Cato)

Deine Geschichte ist nicht langweilig … außer bei Facebook

facebook langeweileViele meiner Facebook-„Freunde“ sind selbständige Unternehmer. Natürlich machen sie PR für ihr Geschäft. In ihren Updates ist die Welt in Ordnung. Ein Auftrag jagt den anderen. Das größte Ärgernis ist ein verpasster Flug oder es gibt keine Croissants mehr in der Senator-Lounge. Kunden schreiben ein liebevolles Feedback nach dem anderen. Ist das keine gute PR?

Auf der einen Seite denkst Du Dir: Wow! Toll! Der lebt ja wirklich seinen Traum. Auf der anderen Seite bin ich gelangweilt. Eigentlich habe ich mir nie viel dabei gedacht. Wie im realen Leben gibt es eben langweilige und interessante Freunde.

Dann kam mir ein Gedanke, der mich inzwischen nicht mehr los lässt. Weiterlesen

Samstagsgedanke: Nachrichten braucht kein Mensch

Manchmal schaue ich einem seltenen Moment der Selbstdistanz auf mich selbst. Was ich sehe, gefällt mir nicht immer. Zum Beispiel lese zu viele Nachrichten. Vor Jahren habe ich mich einfach dafür interessiert, was in der Welt passiert. Doch heute beschäftige ich mich mit dem letzten Blickwinkel, den ein bedeutungsloser Journalist aus seinem verschwitzen Büro darauf wirft, um seinen Lebensunterhalt zu rechtfertigen.

Welchen Nutzen habe ich davon? Keinen! Im Gegenteil: Zum Beispiel „wundere“ ich mich, wer all den Schreiberlingen gesagt hat, dass sie plötzlich Ahnung von Volkswirtschaft hätten. Linke Ideologie und Ökonomie haben sich noch nie miteinander verstanden, selbst wenn der Idealismus noch so groß ist. Aber ich drifte ab.

Warum mache ich etwas, was mir nichts bringt? Wie bei allen Dingen kommt es auf das richtige Maß an. Anfangs reichte es mir, meine Neugierde zu befriedigen. Doch was ist, wenn die Neugierde befriedigt ist? Dann sollten die Nachrichten uninteressant sein. Doch jetzt wird es ungesund. Denn das gute Gefühl, informiert zu sein, muss sich doch verstärken lassen, oder? Also lese ich noch mehr über die Griechenlandkrise oder über die Entwicklungen in der Ukraine. Dabei weiß ich doch schon das Wesentliche. Egal! Jetzt weiß ich mehr. Aber ich werde nicht belohnt. Es fühlt sich nicht besser an. Stattdessen beschleicht mich das ungute Gefühl, meine Zeit verschwendet zu haben. Vielleicht brauche ich noch mehr Nachrichten?

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Am Ende bleibt nur Konsequenz

Greek cross hairsDie Bühne liegt im Dunkeln. Ein einsamer Lichtkegel taucht den Schauspieler in ein geisterhaftes Licht. Der Prinz von Griechenland schaut sinnend auf sein Smartphone. Der Display zeigt eine Europa-Flagge.

„#Grexit oder nicht #Grexit; das ist hier die Frage. Obs edler im Gemüt, die Tilgung und Zinsen des wütenden Geschicks erdulden oder, sich waffnend gegen einen See der Plagen, durch Widerstand sie enden? …“

Viele Geschichten sind oft unlogisch. So ist es auch diese. Wieso entscheidet im aktuellen Drama der Griechische Schurke? Denn legen wir den Maßstab einer Geschichte an, bleibt Tsipras nur diese Rolle. Helden sind ehrlich, sie verlangen nichts, was ihnen nicht zustehen würde. Sie lassen nicht andere für ihre Probleme bezahlen und sie sind immer bereit, eine Gegenleistung zu erbringen.

Nun ist das die Realität, aber wir wissen auch genau, das gerade Europäische Geschichte geschrieben wird. Wie wird die Geschichte später Merkel, Hollande, Zsipras und Co bewerten? Die Antwort ist nicht einfach. Denn wir sehen gerade, was gute Absichten bewirken. Gut gemeint ist eben nicht gut gemacht.

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Aufschwung-Messe 2015

Fixit Gehirn Schraube festziehen transparent 20131017Am 10. März dürfen Gründer und Junge Unternehmen sich wieder freuen: Denn ihr Aufschwung ist da! Seit Jahren ist die Aufschwung-Messe in Frankfurt jährlich die Leitmesse für Start-Ups und Junge Unternehmen. Im Ausstellungsprogramm finden sie alles, was die ersten Jahre wichtig ist: Finanzierung, Beratung und Dienstleistungen von Marketing, Verkauf bis Steuerberatung.

Was aus meiner Sicht allerdings noch viel wichtiger ist: Ein wichtiges Software-Update für den Unternehmer-Kopf. Das Vortragsprogramm hält viel Know-How für jeden Unternehmer parat. Besonders interessant für mich: Die Keynote-Rede des Marketing-Spezialisten Hannes Treichel „Die Meuterei des Denkens“

Für alle, die gerne noch etwas Geld sparen wollen, habe ich hier einen Code für Gratis-Tickets. Er gilt für insgesamt 5 Aktivierungen. Wer zuerst kommt, malt zuerst 🙂

Rabatt-Code: BEE10032015XNG

Anmeldung unter: http://www.aufschwung-messe.de/online-code

Wir sehen uns auf der Aufschwung-Messe!

 

Unser Erstes Mal

Griechischer Lauf

In wenigen Tagen könnte es passieren. Griechenland verlässt den Euroraum. Niemand wollte das und doch wird es passieren. Denn seit 2008 ist nichts besser geworden. Griechenland macht eine Depression durch, die  an die Weltwirtschaftskrise 1929 erinnert. Eine offizielle Arbeitslosenquote von 24 Prozent, 50 Prozent Jugendarbeitslosigkeit und als Tüpfelchen auf dem i, korrupte Eliten. Der Grexit wäre eine gute Entscheidung.

Die Milliarden der EZB und der Europäischen Hilfsprogramme kommen nicht bei den Menschen im Land an. Offen gesagt, ist das auch nicht das Ziel. Wäre Europa eine Laufgruppe, würden seine Mitglieder den Griechen an einer Schlinge um den Hals hinter sich her schleifen, weil er nicht mehr weiter kann.

Haben wir dieses Bild vor Augen, ist sofort klar, dass der bisherige Weg falsch ist. Denn der griechische Läufer hat sich vorher bereits verausgabt, weil er in der Fortgeschrittenengruppe nicht mithalten konnte. Er war zu stolz und hat bei der Anmeldung geschummelt. Als es nach dem Aufwärmen dann richtig losging, war er schnell außer Atem.

Das ist der Grund, warum es unterschiedliche Laufgruppen gibt. Die Anfänger sollen erst einmal fit genug werden, um das Tempo zumindest im Ansatz mitgehen zu können. In der Anmeldung stand auch, dass die Fortgeschrittenengruppe keine Rücksicht nimmt. Wer nicht mithalten kann, bleibt zurück.

Dummerweise gibt es aber Zuschauer und es sähe schlecht aus, wenn man den Griechen stehen lassen würde. Also schleifen ihn die anderen bis zur Besinnungslosigkeit hinter sich her.

Griechenlands Produktivität kann mit der des Euroraums nicht mithalten. Das hat nichts mit dem Fleiß der Griechen zu tun. Selbst modernste Werke haben in Griechenland einen Standortnachteil. Denn es geht auch um Infrastruktur, schlanke Verwaltungsprozesse und Rechtssicherheit. Wer auf eine schlichte Baugenehmigung Jahre warten muss und im Verlauf des Verfahrens zahlreiche „Hände salben“ muss, dessen Produktivität ist allein deshalb schon im Keller.

Diese Aspekte der der Wettbewerbsfähigkeit, auf die der einzelne Unternehmer keinen Einfluss hat, gleichen sich normalerweise durch den Wechselkurs wieder aus. Wie gut das funktioniert, konnten wir in den 80er und 90er Jahren erleben, als die Konkurrenz aus Fernost Grundig und Co in die Pleite trieben. Ein Grund dafür war der günstige Wechselkurs für die asiatische Konkurrenz.

Kehrt Griechenland also wieder zur Drachme zurück, würde das Land profitieren. Kritiker wenden ein, dass sich auch die Importe aus Europa verteuern würden. Das stimmt nicht. Denn für die griechischen Unternehmen verändern sich die Weltmarktpreise nicht. Nur die eigenen Arbeitskosten sinken mit dem Umtauschwert der Drachme.

Anders steht es mit der griechischen Bevölkerung. Sie könnte sich weniger Importwaren leisten. Das können wir allerdings getrost gegenüber all die heute Arbeitslosen aufrechnen, die durch die gestiegene Konkurrenzfähigkeit des Landes wieder einen Job bekommen. Das gilt ganz besonders für die Tourismusbranche. Denn Urlaub in Griechenland wäre für alle anderen Europäer unschlagbar preiswert.

Warum also stemmen sich die Euroländer so vehement gegen den sog. Grexit?

  • Es wäre das erste Mal, dass ein Land aus dem Euroraum ausscheidet.
  • Es wäre ein Beweis dafür, dass die Größe des Euroraums nichts über seine Stabilität aussagt.
  • Bisher gab es in Europa nur eine Richtung: vorwärts. Die Vorstellung, dass ein Land sich die Mitgliedschaft erschwindelt und gar nicht die Voraussetzungen mitbringt, lag offensichtlich außerhalb jeder politischen Vorstellungskraft. Den Ausstritt Griechenlands werden viele als Rückschritt betrachten. Obwohl er das gar nicht ist. Schließlich wird nur etwas gerade gerückt, was gar nicht hätte passieren dürfen.

Aber natürlich gibt es auch finanzielle Gründe. Denn keiner kann heute sagen, wie die Finanzmärkte damit umgehen werden. Außerdem stehen hunderte von Milliarden Euro auf Griechenlands Schuldenkonto. Die wären allerdings nicht weg. Denn anders also so mancher Kolumnist behauptet, könnte Griechenland sie nicht in Form seiner frisch gedruckten Drachmen zurückzahlen. Die Schulden notieren in Euro und können auch nur in Euro zurückgezahlt werden. Mit hoher Wahrscheinlichkeit kommt es zu einem vorübergehenden Zahlungsausfall. Doch den haben die Euroländer bei der Kreditvergabe bereits eingerechnet. Griechenland muss auch nach heutigen Regeln erst ab 2020 zahlen. Bis dahin wird sich das Land allerdings aus seiner derzeitigen Wirtschaftskrise herausgearbeitet haben.

Es mag sein, dass wir nicht wirklich wissen, was passiert, wenn der Grexit kommt. Dafür wissen wir zur Genüge, was passiert, wenn wir „alternativlos“ weitermachen: Es wird schlimmer.

Ich glaube, dass der frische Wind, den Syriza in die griechische Politik gebracht hat, am Ende für Griechenland gut gewesen sein wird. Denn aufgrund der unvermeidlichen Zahlungsunfähigkeit werden sie genau die Teile ihrer Politik umsetzen, die gut für das Land sind: Korruptionsbekämpfung, Besteuerung der bisher ungeschorenen Eliten und Abbau der lähmenden Bürokratie.

Freuen wir uns also auf die Zukunft.

Weitere Griechenland Beiträge im Entscheiderblog:

Die Euronauten und das goldene Vlies

Euro Nachhilfekurs

Zwischen nackten Griechen und Friseuren

Durch den Konflikt zu den Sternen

Ein Fehler ist kein Fehler

Fehler

Jeder Fehler rächt sich. So ist es. Daher würden wir auch liebend gerne auf sie verzichten. Fehler kosten Zeit, Geld und leider oft auch den guten Ruf. Vor einiger Zeit gab es sogar eine Studie darüber, dass es eine schlechte Idee ist, Fehler zuzugeben.

Ein junger Mann, der später zum posthum verehrten Führer einer neuen Religion aufstieg, fand dafür einen guten Spruch, der auch noch nach 2.000 Jahren Gültigkeit hat: „Wer ohne Schuld ist, der werfe den ersten Stein!“ Er wollte uns daran erinnern, dass wir alle Fehler machen.

Trotzdem bestrafen wir Fehler gerne. Ich frage mich nur: warum? Vielleicht liegt es daran, dass wir so die Lerngeschwindigkeit erhöhen? Wenn wir wissen, dass ein Fehler unsere Karriere ruinieren kann, sind wir vielleicht vorsichtiger. Oder wir gehen kein Risiko ein. Beides begrenzt uns und kostet uns Gestaltungsmacht.

Es ist einfach, einen anderen zu verdammen. Besonders dann, wenn das Ergebnis eigentlich hätte klar sein können. Nehmen wir zum Beispiel Karl-Theodor zu Guttenberg. Der Freiherr hätte damit rechnen können, dass seine Doktorarbeit ihn irgendwann einmal ins Verderben stürzt. Als es dann passierte, macht er sich vor der versammelten Presse zum Lügenkasper. Hätte er doch gleich wissen können, dass das nicht gut geht.

Schummeln ist allerdings an der Tagesordnung. Schüler und Studenten haben Spickzettel, sie schreiben aus dem Internet ab, später wird bei der Steuererklärung geschummelt und die Putzfrau kratzt aus reiner Nächstenliebe den Harnstein vom Klo ab.

Trotzdem werfen wir brav unseren Stein. Warum auch nicht? Indem wir den einen Erwischten bestrafen, läutern wir uns selbst. Was würde eigentlich passieren, wenn wir solche Fehler nicht bestraften?

  1. Die Medien wären pleite. Schließlich steigert nichts so sehr Auflagen und Leserschaft, wie ein guter Skandal.
  2. Wir hätten mehr Politiker. Mit ein Grund, warum das politische Führungspersonal so ausgedünnt ist, ist unsere Unnachgiebigkeit gegenüber individuellen Verfehlungen.
  3. Angestachelt von den schlechten politischen Vorbildern, würden wir uns vielleicht auch trauen, mehr Fehler zu machen.
  4. Möglicherweise hätten wir eine durch und durch unmoralische Gesellschaft. Was wäre gleich der Unterschied gegenüber heute? Ach so ja, wir sind ja heute alle Musterschüler.
  5. Wir würden uns mehr um unseren eigenen Kram kümmern.

Eine Fehlerkultur

Wenn Unternehmen sich dazu entschließen, Fehler als Teil der Ausbildung zu tolerieren, nennt sich das „Fehlerkultur“. Damit ist auch klar, wovon wie hier sprechen. Kultur ist das Feigenblatt, dass sich unsere Gesellschaft schamhaft zwischen die Beine steckt, wenn der Kommerz mal wieder zu schamlos wird. Oder anders gesagt: Wenn wir Kultur und Kommerz gegeneinander abwägen, verliert daher immer die Kultur. Hat ein Unternehmen eine „Fehlerkultur“, dann gibt es garantiert eine Kostengrenze, die einen „Fehler mit Kultur“ von einem „unverzeihlichen Fehler“ trennt.

Genau deshalb klingt eine „Fehlerkultur“ zwar gut, aber sie bewirkt nichts. Denn niemand macht absichtlich Fehler. Wie könnten wir dann den finanziellen Schaden eines Fehlers begrenzen? Zumal die meisten Entscheidungsfehler bei der Risikoeinschätzung gemacht werden.

Fehler sind dazu da, dass wir daraus lernen. Manchmal lernen wir, dass wir mit einer Lüge nicht davon kommen. Meistens haben wir aber einfach nicht bedacht, was alles schief gehen kann. Wer mit älteren (erfahrenen) Menschen spricht, erfährt viel darüber, was sie nicht wollen. Da spricht die Erfahrung. Während unsere Vorstellungskraft große Visionen entwirft, bewahren unsere Erfahrungen uns davor, vergangene Fehler zu wiederholen.

Ich denke, wir müssen uns klar machen, welche Fehler wir tolerieren wollen und welche nicht. Ein Preisschild kann nicht das richtige Kriterium sein. Manche Fehler verstoßen gegen Gesetze, weil andere Menschen zu Schaden kommen. Die Strafe ist dann richtig. Allerdings sollten wir nach verbüßter Strafe nach vorne sehen. Straftäter sind die, die nicht erwischt wurden. Aus dem Gefängnis Entlassene sind Büßer, die zumindest eine zweite Chance verdienen.

Wer heute im Geschäftsleben einen Fehler macht und alles dafür tut, um ihn ungeschehen zu machen, hat zumindest etwas dazu gelernt. Warum also sollte man ihn dann dafür bestrafen?

Vielleicht war auch dieser Blogbeitrag ein Fehler? Was denken Sie?

Gestaltungsmacht

Meine persönliche Gestaltungsmacht

kraft gestaltungsmacht

Über Gestaltungsmacht muss man nicht nachdenken. Zumindest solange nicht, wie wir nicht an unsere persönlichen Grenzen stoßen. Anders sieht es aus, wenn wir das Gefühl haben, nichts zu bewegen. Die traurigste Frage, die sich dann so mancher stellt ist, „macht es überhaupt einen Unterschied, ob ich da bin?“ Mal von allen Einwänden der Germanisten abgesehen, ob wir im Deutschen einen Unterschied „machen“ können, sollte sich diese Frage niemand stellen müssen.

Denn jeder Mensch hat Gestaltungsmacht. Unsere persönliche Gestaltungsmacht ist nichts anderes als Zeit. Die Ausgangslage ist für alle gleich. Jeder hat 24 Stunden pro Tag. Warum fühlen wir uns dann manchmal so machtlos? Die einen sind so sehr eingespannt in ihre täglichen Zwänge, dass sie einfach keine Zeit mehr zur Verfügung haben. Die anderen wissen nicht, wie sie ihre Zeit einsetzen müssen, um etwas zu bewegen. Die Ursache dafür ist die gleiche: Die Qualität unserer Zeit.

Wir haben Erfahrung, Kompetenz, Informationen und wir sind kreativ. Damit bekommt unsere Zeit Qualität. Fehler kosten Zeit, weil wir sie in das Falsche investieren und weil wir unsere Fehler wieder gut machen müssen. Haben wir bereits das Know-How, wie man zum Beispiel eine Online-Konferenz organisiert, kostet uns das nicht viel Zeit, während ein anderer für sein Learning-by-doing mit der gleichen Aufgabe einen halben Tag verplempert. Wenn wir das Rad noch einmal neu erfinden, fehlen uns die richtigen Informationen. Auch das kostet Zeit. Wer kreativ ist, findet vielleicht die eine oder andere Abkürzung, um schneller ans Ziel zu gelangen. Aber warum kreativ sein, wenn wir alles so machen, wie wir das schon immer gemacht haben?

Potenziell haben wir also jede Menge Gestaltungsmacht. Wir haben 24 Stunden pro Tag, wir haben Erfahrungen gesammelt, wir haben uns Kompetenzen erworben, wir sind informiert und wie sind qua Natur kreativ.

Aber das gilt nur für einen schmalen Bereich. Schauen wir uns doch einmal den Extremfall an: Frank ist ein großartiger Buchhalter. Dort hat er all das, was seine persönliche Gestaltungsmacht auszeichnet. Aus einer Laune heraus beauftragt ihn sein Chef mit dem Vertrieb eines neuen Produkts. Was passiert? Nicht viel! Frank fehlt die Gestaltungsmacht. All die Zeit, die er für seine Aufgabe bekommt, wird ihm nichts helfen.

Er kann natürlich versuchen, Erfahrungen zu sammeln, Kompetenz in Seminaren zu erwerben, Informationen zu sammeln und sogar kreative Formen der Ansprache zu entwickeln. Dann ist er zwar beschäftigt, aber er bewegt trotzdem nichts. Frank mag ein Gott in Sachen Buchhaltung sein, aber als Verkäufer ist er ein Niemand.

Dabei haben wir noch nicht einmal das Thema natürlicher Begabungen gestreift.

Zum Glück müssen Buchalter selten auf Vertriebsberater umsatteln und umgekehrt. Trotzdem kann uns die Idee der persönlichen Gestaltungsmacht zum Nachdenken bringen.

Ihr persönliches Gestaltungsmacht-Quiz

  • Kennen Sie wirklich alle Fehler, die man bei Ihren aktuellen Aufgaben machen kann?
  • Ist Learning-by-doing bei Ihnen eher häufig oder eher selten?
  • Stellen Sie nachträglich oft fest, dass Sie Ihre Probleme hätten einfacher lösen können?
  • Wann haben Sie das letzte Mal eine völlig neue Lösung gefunden und damit viel Zeit gespart?

Ein kleiner Gedankenanstoß: Fragen Sie bei nächster Gelegenheit erfahrene Kollegen nach den Fehlern, die Sie vermeiden sollten. Holen Sie sich beim Learning-by-doing gleich einen kompetenten Kollegen dazu. Fragen Sie bei jeder Gelegenheit nach aktuellen Lösungen in Ihrem Aufgabenbereich, auch wenn Sie glauben, alles zu wissen. Sprechen Sie auch mit Menschen, die Ihrer Denkweise fremd sind. Das ist zwar anstrengend, aber wer seine bisherigen Denkbahnen verlassen möchte, braucht Menschen, die außerhalb davon denken.